Laser, Beschleuniger und Teleskope – EU plant 44 Großanlagen für die Forschung
"Wir wollten eine weltweit einzigartige Roadmap, die jeder Forschungsdisziplin nutzt und nicht nur der Physik und der Energieforschung", sagte Carlo Rizzuto, Vorsitzender des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI). Die Baukosten zwischen 12 und 1600 Millionen Euro pro Anlage werden zu unterschiedlichen Anteilen von den Mitgliedstaaten gemeinsam aufgebracht. Danach stehen die Einrichtungen vor allem europäischen Wissenschaftlern auf Antrag zur Verfügung.
Sieben der Anlagen befinden sich bereits im Bau oder können eine gesicherte Finanzierung vorweisen. Dazu gehören der Ausbau der Europäischen Synchroton-Strahlungsanlage in Grenoble (ESRF), in Hamburg der Freie-Elektronen-Laser für Röntgenstrahlung (XFEL) und der Beschleuniger für die Forschung mit Ionen- und Antiprotonenstrahlen in Darmstadt (FAIR). Neu in die Liste aufgenommen wurden unter anderem die Aufrüstung eines Radarsystems (EISCAT), das zur Untersuchung von atmosphärischen Prozessen eingesetzt wird, eine Beobachtungsanlage in der Arktis (SIAEOS), die für das Verständnis der globalen Umweltveränderungen und des Klimawandels wichtig ist, sowie ein Netzwerk, in dem die bildgebenden Verfahren in der Medizin optimiert werden sollen (EuroBioImaging).
Sowohl die Standorte als auch die Finanzierung der meisten Anlagen sind bis dato noch nicht festgelegt. Viele befinden sich noch in einem frühen Planungsstadium. Aber mit der Aufnahme in die ESFRI-Roadmap wurde zumindest sichergestellt, dass die vorliegenden Konzepte weiter ausgearbeitet werden können. Insgesamt stellt die EU dazu über einen Zeitraum von sieben Jahren einen einen 40-Prozent-Anteil des Infrastruktur-Etats von insgesamt 1700 Millionen Euro zur Verfügung. Gerade in Zeiten knapper Mittel seien solche Investitionen in die Forschung sehr wichtig. Sogar von einer "Waffe gegen die Wirtschaftskrise" spricht die französische Forschungsministerin Valérie Pecresse. Auch der EU-Forschungskommissar Janez Potocnik ist von der Bedeutung der Großforschungsanlagen für die europäische Wissenschaft überzeugt. "Wir dürfen das Potenzial für die Führungsrolle in der Forschung, das wir haben, nicht vergeuden."