Die Wiege der menschlichen Sprache stand vermutlich in Afrika

Afrikanische Sprachen zeigen die höchste Dichte bedeutungsunterscheidender Laute
Auckland (Neuseeland) - Der Mensch kommt vermutlich aus Afrika, die menschliche Sprache offenbar auch. Mit Hilfe einer Auszählung von Lauten und Gesetzmäßigkeiten, wie sie aus der Genetik bekannt sind, zeigt ein neuseeländischer Forscher jetzt im Wissenschaftsmagazin "Science", dass Afrika auch der wahrscheinlichste Geburtsort für die menschliche Sprache ist und Südamerika und Inseln im Pazifik die unwahrscheinlichsten Orte.

Afrikanische Sprachen haben die höchste Dichte an unterschiedlichen Phonemen. Das sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten einer Sprache. Im Deutschen sind zum Beispiel /b/ und /w/ Phoneme: Wenn man sie in einer sonst gleichen Umgebung austauscht - wie etwa in "bald" und "Wald" - ergeben sich ganz verschiedene Bedeutungen. Dagegen sind ein gerolltes R und ein so genanntes Zäpfen-R, das im Rachen gesprochen wird, keine Phoneme. Denn es gibt im Deutschen keine zwei Wörter, die sich allein durch ein gerolltes R und ein Zäpfchen-R unterschieden. Es wäre aber denkbar, dass dies in manchen anderen Sprachen der Welt so ist.

Die beiden Amerikas und Ozeanien weisen bei der Anzahl der Phoneme die geringste Dichte auf. Schuld daran soll der so genannte "Gründer-Effekt" sein, der aus der Genetik bekannt ist: Es kann bei einer isolierten Population, etwa auf einer Insel, zu einer genetischen Abweichung von der Stammpopulation auf dem Festland kommen. Die Population auf der Insel repräsentiert schon nicht mehr die gesamte Vielfalt des genetischen Materials des Festlands. Der Nachwuchs, der aus der Inselpopulation entsteht, hat also von vornherein eine geringere Bandbreite genetischer Möglichkeiten. Gehen nun einige Paare aus diesem Nachwuchs wiederum auf eine Insel und vermehren sich untereinander weiter, ist die Vielfalt des genetischen Materials noch geringer. Dieses Gründer-Phänomen könnte auch auf auf Sprache übertragen werden. Quentin Atkinson sieht dies ganz konkret beim Phonem-Bestand verschiedener Sprachen. Wenn man Afrika als die ursprüngliche Festlandspopulation und davon entfernte Inseln und Kontinente als Inseln ansieht, dann gilt: Je weiter weg von Afrika, desto geringer ist der phonologische Pool, aus dem geschöpft werden kann.

Durch Auszählen der Phonem-Inventare von verschiedenen Sprachen dieser Welt mit Hilfe des "World Atlas of Language Structures" (http://wals.info/) kann Atkinson belegen, dass 5000 Kilometer von Afrika entfernt die Dichte an Phonemen immer noch sehr hoch ist, sie aber ab 15.000 Kilometern Entfernung deutlich abnimmt. Nach Asien und Europa hin nimmt die Dichte an Phonemen also nur mäßig ab, in Richtung der beiden Amerikas und Ozeaniens ist der Unterschied sehr deutlich. "Die Entfernung vom Ursprung [Afrika] allein erklärt schon 30 Prozent der Variation in der Phonem-Verschiedenheit", schreibt Atkinson in seinem Artikel.

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Quelle: "Phonemic Diversity Supports a Serial Founder Effect Model of Language Expansion from Africa", Quentin Atkinson, Science, 14.04.11


 

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