Der Duft der Hatschepsut

Schon die alten Ägypter wussten süße Düfte zu schätzen. Ein Parfüm im Flakon der Königin Hatschepsut soll jetzt auf seine Zusammensetzung untersucht werden
3500 Jahre alter Parfüm-Flakon mit der Aufschrift der Königin Hatschepsut
3500 Jahre alter Parfüm-Flakon mit der Aufschrift der Königin Hatschepsut
© Ägyptisches Museum der Universität Bonn
Bonn - Schon vor mindestens 3500 Jahren wusste man feine Parfüms zu schätzen und bewahrte sie in Flakons auf, damit ihr Duft sich nicht zu schnell verflüchtigte. Im Ägyptischen Museum der Universität Bonn lagert ein Duft-Flakon, der vermutlich der Königin Hatschepsut gehörte. Die Reste dieses Parfüms wollen Wissenschaftler dieses Museums nun auf ihre chemische Zusammensetzung untersuchen lassen.

Im Computertomografen, der den Flakon durchleuchtete, waren eingetrocknete Flüssigkeitsreste zu sehen. Der Behälter ist ungewöhnlich gut erhalten. "Daher erschien es uns lohnend, ihn in der Radiologie des Uniklinikums durchleuchten zu lassen", erklärt Michael Höveler-Müller, Kurator des Ägypischen Museums der Universität Bonn. "Das hat vor uns meines Wissens noch niemand gemacht. Unsere Pharmazeuten werden diesen Bodensatz nun chemisch analysieren." In gut einem Jahr könnten die Ergebnisse vorliegen. Im Erfolgsfalle wollen die Bonner Forscher das Parfum dann sogar "nachbauen". 3.500 Jahre nach dem Tode der Frau, aus deren Besitz es stammt, könnte der Duft also wieder neu verströmen.

Hatschepsut war ebenso machtbewusst wie schönheitsbewusst. Sie übernahm um 1479 vor Christus die ägyptischen Regierungsgeschäfte. Eigentlich sollte sie nur ihren damals dreijährigen Stiefsohn Thutmosis III. vertreten, bis dieser alt genug gewesen wäre, das Amt zu übernehmen. Doch aus der Interims-Regentschaft wurden 20 Jahre. "Sie hat Thutmosis systematisch von der Macht fern gehalten", sagt Höveler-Müller. Dabei setzte sie sich selbst sehr deutlich in Szene: Sie nahm die Titulatur der Pharaonen an und ließ auf den Wänden des Totempels ihre göttliche Geburt abbilden. Und natürlich wartete eine wie sie auch nicht darauf, dass ihr von Männern Schmuck und Düfte aus der weiten Welt mitgebracht wurden. Hatschepsut unternahm selbst eine Expedition nach Punt, das im heutigen Eritrea lag. Die Ägypter importierten aus Punt schon seit dem dritten Jahrtausend vor Christus Kostbarkeiten wie Ebenholz, Elfenbein, Gold und Weihrauch. Die Expedition brachte von der Reise anscheinend ganze Weihrauchpflanzen mit, die Hatschepsut in der Nähe ihres Totentempels anpflanzen ließ. Darum erwarten die Bonner Forscher, dass eine der Substanzen in dem Flakon Weihrauch war - der Duft der Götter.

Hatschepsut starb im Jahr 1457 vor Christus. Nach Analyse der ihr zugeschriebenen Mumie scheint die Herrscherin am Ende ihres Lebens zwischen 45- und 60-jährig, übergewichtig, zucker- und krebskrank gewesen zu sein. Außerdem litt sie an Osteoporose und Arthritis. Sie wurde offensichtlich aus Sicherheitsgründen im Grab ihrer Amme beigesetzt. Im Jahr 1903, mehr als 3.300 Jahre später, stieß der berühmte Ägyptologe Howard Carter auf die beiden Mumien. Es sollte aber noch einmal über 100 Jahre dauern, bis der Leichnam der Pharaonin mittels DNA- und Zahnanalysen 2007 identifiziert werden konnte. Thutmosis III. scheint seiner Stiefmutter kaum eine Träne nachgeweint zu haben: Er ließ während seiner Regierungszeit alle Abbildungen zerstören, die sie als Herrscherin zeigten und derer er habhaft werden konnte.

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Quelle: Universität Bonn


 

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