Wie Krebs erzeugende Papillomaviren die Immunabwehr schwächen
"Indem die Viren die Interferonpoduktion abschalten, verhindern sie, dass infizierte Zellen durch die angeborene Immunabwehr beseitigt werden", sagt Frank Rösl vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Sein Forscherteam untersuchte die molekularbiologischen Vorgänge bei der Infektion von Zellkulturen durch Viren vom Typ HPV-16. Es war bekannt, dass die Virusproteine E6 und E7 bei der Krebsentstehung eine wichtige Rolle spielen, indem sie das Zellwachstum beschleunigen. Die neuen Experimente ergaben, dass das E6-Protein zusätzlich die Virusabwehr der Zelle schwächt, indem es die Methylierung des Interferon-kappa-Gens bewirkt und so die Interferonbildung stoppt. Normalerweise sorgt der Botenstoff dafür, dass infizierte Zellen zerstört werden und sich nicht zu Krebszellen entwickeln.
Diese Form einer so genannten epigenetischen Genblockade ist eine bisher unbekannte Strategie der Papillomaviren, die den Infektionsverlauf und die Krebsentstehung beschleunigt. Analysen von Gewebeproben, die Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs entnommen wurden, bestätigten die Laborbefunde: Die infizierten Schleimhautzellen bildeten deutlich weniger Interferon-kappa als Zellen aus gesundem Gewebe. Die Forscher wollen nun prüfen, ob Interferon-kappa als zusätzliches Medikament bei der Behandlung von Gebärmutterhalskrebs eingesetzt werden kann.