Wie Krebs erzeugende Papillomaviren die Immunabwehr schwächen

Viren vom Typ HPV-16 blockieren die Produktion eines Botenstoffs, der die angeborene Immunantwort aktiviert
Humane Papillomaviren
Humane Papillomaviren
© Hanswalter Zentgraf, DKFZ
Heidelberg - Einige Arten von Papillomaviren (HPV) verursachen Gebärmutterhalskrebs. Jetzt haben deutsche Forscher einen ungewöhnlichen Mechanismus entdeckt, durch den die Viren die Immunabwehr der infizierten Schleimhautzellen ausschalten. Das geschieht durch Methylierung, eine chemische Veränderungen der DNA, was die Produktion des Immunbotenstoffs Interferon-kappa blockiert und die Vermehrung der Viren begünstigt. Möglicherweise könnte eine Behandlung mit dem Interferon eine Krebstherapie unterstützen, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cancer Research".

"Indem die Viren die Interferonpoduktion abschalten, verhindern sie, dass infizierte Zellen durch die angeborene Immunabwehr beseitigt werden", sagt Frank Rösl vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Sein Forscherteam untersuchte die molekularbiologischen Vorgänge bei der Infektion von Zellkulturen durch Viren vom Typ HPV-16. Es war bekannt, dass die Virusproteine E6 und E7 bei der Krebsentstehung eine wichtige Rolle spielen, indem sie das Zellwachstum beschleunigen. Die neuen Experimente ergaben, dass das E6-Protein zusätzlich die Virusabwehr der Zelle schwächt, indem es die Methylierung des Interferon-kappa-Gens bewirkt und so die Interferonbildung stoppt. Normalerweise sorgt der Botenstoff dafür, dass infizierte Zellen zerstört werden und sich nicht zu Krebszellen entwickeln.

Diese Form einer so genannten epigenetischen Genblockade ist eine bisher unbekannte Strategie der Papillomaviren, die den Infektionsverlauf und die Krebsentstehung beschleunigt. Analysen von Gewebeproben, die Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs entnommen wurden, bestätigten die Laborbefunde: Die infizierten Schleimhautzellen bildeten deutlich weniger Interferon-kappa als Zellen aus gesundem Gewebe. Die Forscher wollen nun prüfen, ob Interferon-kappa als zusätzliches Medikament bei der Behandlung von Gebärmutterhalskrebs eingesetzt werden kann.

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Quelle: "Epigenetic Silencing of Interferon-kappa in Human Papillomavirus Type 16-Positive Cells", Bladimiro Rincon-Orozco et al.; Cancer Research, Vol. 69, p. 8718, doi: 10.1158/0008-5472.CAN-09-0550


 

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