Übergewichtige Kinder anfälliger für Lebensmittel-Werbung

Beim Betrachten bekannter Marken-Logos von Nahrungsmitteln sind bei ihnen bestimmte Hirnbereiche weniger aktiv, die mit Kontrolle und Selbstbeherrschung zusammenhängen
Kansas City (USA) - Ob Süßigkeiten oder Fast-Food-Produkte angepriesen werden – Werbung für bekannte Marken von Lebensmitteln spricht übergewichtige Kinder offenbar besonders stark an. Hinweise darauf gibt eine kleine Studie, in der US-Forscher verglichen, wie Schulkinder mit zu hohem und mit gesundem Körpergewicht auf Marken-Logos reagieren. Dazu befragten sie die jungen Probanden nicht nur nach der Einschätzung der eigenen Selbstbeherrschung, sondern beobachteten auch deren Hirnaktivität. Die Wissenschaftler berichten im „Journal of Pediatrics“: Bei übergewichtigen Kindern sind Hirnbereiche, die mit bewusster Kontrolle und Selbstbeherrschung in Verbindung gebracht werden, beim Betrachten von Lebensmittel-Logos deutlich weniger aktiv. Das könne sie anfälliger für die Effekte von Werbung machen. Mit diesem Wissen lassen sich möglicherweise auch Therapien optimieren, indem gezielt die Selbstbeherrschung gestärkt wird.

„Wir wollten wissen, ob sich die Gehirnaktivitäten angesichts von Marken-Logos von Nahrungsmitteln bei übergewichtigen und normalgewichtigen Kindern unterscheiden“, erläutert Amanda S. Bruce von der University of Missouri – Kansas City. Dazu präsentierten sie Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren – zehn mit Übergewicht und zehn mit gesundem Gewicht – 60 bekannte Marken-Logos von Lebensmitteln wie beispielsweise von Fast-Food-Ketten und von 60 Logos von anderen Produkten wie etwa Sportmarken. Gleichzeitig analysierten Bruce und ihre Kollegen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie die Hirnaktivität der Teilnehmer.

Bei Übergewichtigen fanden die Forscher während der Präsentation von Nahrungsmittel-Marken höhere Aktivitäten in bestimmten Hirnregionen, die mit Belohnung assoziiert werden. Dabei handelte es sich allerdings nicht um Bereiche, die typischerweise mit der Nahrungsaufnahme zusammenhängen. Umgekehrt zeigte sich bei Kindern mit Normalgewicht beim Betrachten von Nahrungsmittel-Marken eine stärkere Hirnaktivität in Arealen, die mit bewusster Kontrolle und Selbstbeherrschung in Verbindung gebracht werden. „Diese Studie liefert vorläufige Beweise dafür, dass übergewichtige Kinder anfälliger für die Effekte von Nahrungsmittel-Werbung sein könnten“, sagt Bruce. Die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung zu fördern, könne ihrer Meinung nach zusätzlich zu herkömmlichen Ansätzen entscheidend zu erfolgreicherem Abnehmen beitragen.

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