Sex-Gangster im Internet verführen Jugendliche subtiler als bisher angenommen

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Durham (USA) - Immer wieder warnen Psychologen und Medienfachleute vor Männern, die sich in Internet-Jugendchats einschalten und sich als Teenager ausgeben. Kinder und Jugendliche sollten deshalb vorsichtig sein und im Internet keine persönlichen Informationen herausgeben. Doch jetzt fand ein amerikanisches Forscherteam heraus, dass die Sex-Täter im Internet offenbar ganz anders und sehr viel subtiler vorgehen als bisher angenommen. Wie die Wissenschaftler in der Zeitschrift "American Psychologist" darlegen, geben sich Männer, die Sex mit Jugendlichen suchen, nur sehr selten selbst als Teenager aus. In der Regel wissen die Jugendlichen in den betreffenden Fällen, dass sie es mit Erwachsenen zu tun haben. Die Männer gaukeln ihnen jedoch vor, an einer romantischen Beziehung mit ihnen interessiert zu sein. Dabei gehen ihnen besonders jene Jugendlichen auf den Leim, die eine schwierige Biografie - etwa mit Missbrauch - hinter sich haben. Da diese oft auch kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben, empfehlen die Forscher warnende Vertrauenspersonen außerhalb der Familie.

Das Team um Janis Wolak von der University of New Hampshire hat insgesamt 3000 Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren telefonisch befragt. Außerdem nutzten die Forscher Material aus über 600 Interviews, die in US-Behörden mit Jugendlichen geführt worden waren.

Den Erkenntnissen der Wissenschaftler zufolge sind die Risiken für Jugendliche auf Netzwerk-Seiten wie "MySpace" anders gelagert als bisher angenommen. Nur fünf Prozent der Männer, die an Sex mit Jugendlichen interessiert sind, geben sich selbst als Jugendliche aus. "Die allermeisten Opfer dieser Männer wissen, dass sie online Kontakt zu einem Erwachsenen haben", sagt Janis Wolak. Die Männer spielen den unerfahrenen Teenagern den an einer romantischen Liebe interessierten Erwachsenen vor. Allerdings versuchen sie, mit Jugendlichen Cybersex zu haben. Darum, so Janis Wolak und seine Kollegen, gingen Jugendliche das größte Risiko ein, wenn sie mit diesen fremden Männern im Netz über Sex sprächen.

Die meisten dieser Männer seien einschlägig vorbestraft wegen Verführung Minderjähriger. Die Sex-Täter haben ein feines Gespür für die typischen Opfer. Das sind meistens Jugendliche, die ein problematisches Elternhaus haben und / oder die Missbrauch erfahren haben. Zwar sind die Täter nach den Erkenntnissen der Forscher selten gewalttätig, und auch Stalking kommt hier relativ selten vor. Doch sie verstehen es, die Jugendlichen in einer Abhängigkeitsbeziehung zu halten. Die allermeisten Opfer treffen die Sex-Täter mehr als einmal in der realen Welt.

In den üblichen Ratgebern heißt es immer, Eltern sollten mit ihren Kindern über die Gefahren des Internets sprechen. Nach den neuesten Erkenntnissen von Wolak und seinen Kollegen sind jedoch jene Jugendlichen im Internet am gefährdetsten, die kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben. Daher müssten für diese Jugendlichen Ansprechpartner außerhalb der Familie gefunden werden, denen sie vertrauen können.

American Psychological Association
Quelle: "Online 'Predators' and Their Victims: Myths, Realities, and Implications for Prevention and Treatment", Janis Wolak, David Finkelhor, Kimberley J. Mitchell, Michelle L. Ybarra, American Psychologist, Vol. 63, 2008, No.2 .


 

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