Mehr Licht! Viele Säuger können doch UV-Licht sehen

Bei mehr Säugetieren als bisher vermutet lässt die Linse im Auge auch Licht im ultravioletten Bereich des Spektrums passieren, so dass die Lichtsinneszellen in der Netzhaut darauf reagieren können
London (Großbritannien) - Der Mensch kann UV-Licht nicht wahrnehmen. Die Linse im Auge filtert diesen kurzwelligen Bereich des sichtbaren Lichts größtenteils heraus. Bislang ging man davon aus, dass Ähnliches für die meisten Säugetiere gilt – abgesehen von wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel manchen Nagern oder manchen Beuteltieren. Tatsächlich dürften jedoch viel mehr Säuger in der Lage sein, auch Licht im ultravioletten Bereich des Spektrums wahrzunehmen. Das berichten zwei britische Forscher nach der Untersuchung der Augen einer Reihe verschiedener Säugetiere. Ihren Ergebnissen zufolge, die sie im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences“ präsentieren, können etwa Katzen, Hunde und Igel durchaus UV-Licht sehen.

“Wir testeten bei den Linsen von 38 Säugetierarten aus 25 Familien in 9 Ordnungen die Durchlässigkeit von Licht verschiedener Wellenlängen“, schreiben Ron Douglas von der City University London und Glen Jeffery vom University College London. Bei den meisten Spezies war dies so noch nie zuvor untersucht worden. Für die Versuche wurde kein Tier gezielt umgebracht. Vielmehr nutzten die Forscher Augen von Tieren, die entweder eines natürlichen Todes gestorben waren oder wegen Krankheit oder Verletzung eingeschläfert werden mussten oder für andere Versuche beziehungsweise für die Lebensmittelproduktion getötet worden waren. Die Wissenschaftler überprüften dabei in Abständen von einem Nanometer den Wellenlängenbereich zwischen 700 und 300 Nanometern. 700 nm liegt im Rot-Bereich, 300 nm im UV-Bereich des Spektrums des sichtbaren Lichts – dazwischen befinden sich die Farben des Regenbogens.

Es zeigte sich eine Vielfalt an Abstufungen in der Durchlässigkeit kurzer Wellenlängen. „Vielleicht überraschenderweise ließen viele [Linsen] deutliche Mengen an kurzwelliger Strahlung durch“, so die Forscher. Das lege nahe, dass ein gewisser Grad an UV-Empfindlichkeit unter Säugern durchaus verbreitet ist. Zu den Tieren, bei denen die Linse die größten Mengen an UVA-Strahlung durchlässt, gehören neben Hausratte und Hausmaus der Igel, der Haushund, die Katze sowie der Flughund Pteropus livingstonii, das Frettchen, die Wanderratte und das Okapi.

Doch warum können manche Säuger, darunter auch der Mensch, kein UV-Licht mehr wahrnehmen? Es nicht wahrnehmen zu können, bringt auch Vorteile mit sich: zum Beispiel eine bessere Sehschärfe. „All diejenigen Arten, deren Linsen kurze Wellenlängen entfernten, hatten Netzhäute, die auf hohe räumliche Auflösung spezialisiert sind und eine relativ hohe Zahl an Zapfen aufweisen“, schreiben Douglas und Jeffery. Das sei ein Hinweis darauf, dass das Herausfiltern von UV-Licht vorrangig mit einer erhöhten Sehschärfe einhergehe. Bei anderen Säugern wie eben Igel, Hund, Katze oder Frettchen, deren Linsen UV-Licht passieren lassen, läge dagegen nahe, dass sie UV-Licht wahrnehmen – selbst wenn sie kein speziell UV-empfindliches Sehpigment besitzen. Denn auch diejenigen Zapfen, deren Absporptionsmaxima in langwelligeren Bereichen des Spektrums liegen, reagieren zusätzlich auf Licht im UV-Bereich. Da deren maximale Empfindlichkeit bei jenen Tieren deutlich oberhalb von UV liegt, sind sie im extrem kurzwelligen Bereich von etwa 300 nm eben nur längst nicht so empfindlich. Die Zapfen sind diejenigen Lichtsinneszellen in der Netzhaut, die das Sehen von Farbe, also von Licht unterschiedlicher Wellenlängen ermöglichen.

Von vielen Nicht-Säugern ist bekannt, dass sie in der Lage sind, Licht im UV-Bereich zu erkennen. So sehen etwa Vögel UV-Muster im Gefieder ihrer Artgenossen und viele Insekten UV-Färbungen auf Blüten, die der Mensch ohne technische Hilfsmittel nicht sieht. Auch viele Fische nehmen UV-Licht wahr.

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