Lieber Gesten als Emojis

Eine deutliche Körpersprache führt zu mehr Zufriedenheit und größerem gefühlten Lernerfolg in Online-Seminaren.
Neun Gesten für Video-Konferenzen
Neun Gesten für Video-Konferenzen
© Paul D. Hills et al.: PloS ONE 17(8): e0270399
London (Großbritannien) - Viele Schreibtisch-Arbeitende genießen die Rückkehr zu realen Meetings. Doch Videokonferenzen werden auch in Zukunft einen festen Platz im Büroalltag finden. Zu offensichtlich sind die Vorteile sowohl für Zeit- und Budgetkonten als auch für den Klimaschutz dank weniger Flugreisen. Wer dabei Müdigkeitsattacken oder gar soziale Isolation fürchtet, sollte mehr vor der Kamera gestikulieren statt simple Emojis einzutippen. Zu diesem Ergebnis kommen britische Pyschologen vom University College London in einer Vergleichsstudie mit rund 120 Studierenden.

Um Missverständnisse bei einer sehr variantenreichn Körpersprache auszuschließen, wählten Paul D. Hills und seine Kollegen neun klare Gesten aus: Zwei aufrechte Daumen etwa signalisierten Einverständnis zu einer Aussage, Kratzen auf dem Kopf entsprach einem Fragewunsch. Eine Hälfte der Studierenden sollte in einem wöchentlichen Seminar diese Gesten verwenden, die andere Hälfte dagegen darauf verzichten. Nach dem Testlauf wurden alle Teilnehmendenn nach deren – rein persönlich, subjektiven – Eindrücken zum Seminar befragt.

Mehr als 90 Prozent aus der Gesten-Gruppe berichteten, dass sie besser dem Seminar folgen und Lernziele leichter erreichen konnten. Insgesamt fühlten sich diese Teilnehmenden nach dem Seminar wohler als die gestenlose Kontrollgruppe. In einem zweiten Testlauf sollte eine Gruppe statt körperlicher Gesten Emojis eintippen. Doch auch diese Variante der rein digitalen Gesten konnte bei Weitem nicht die positiven Eindrücke der realen Gesten erzielen.

Gefühlte Zufriedenheit und Lernerfolge mögen komplett subjektiv sein. Dennoch zeigt diese Studie, dass körperliche Gesten tatsächlich die Qualität von Videokonferenzen verbessern können. Allerdings erfordert dies, dass auf Multi-Tasking – also parallel kleine Aufgaben mit deaktivierter Kamera zu erledigen – grundsätzlich verzichtet werden müsste. Doch eine dauerhafte Alternative zu Veranstaltungen in Präsenz werden selbst gestenreiche Videokonferenzen kaum werden können.

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