Fast bewiesen: Niedriger Vitamin D-Spiegel verkürzt Lebenszeit

Für Menschen mit defekten Vitamin D-Genen steigt die Sterbewahrscheinlichkeit insgesamt, sowie das spezielle Risiko, an Krebs zu sterben
Den größten Teil des Vtamin D-Bedarfs deckt der Körper durch Eigenproduktion in der sonnenbeschienenen Haut.
Den größten Teil des Vtamin D-Bedarfs deckt der Körper durch Eigenproduktion in der sonnenbeschienenen Haut.
© Shutterstock, Bild 149052221
Herlev (Dänemark) - Der Zusammenhang zwischen niedrigem Vitamin D-Blutspiegel und erhöhter Sterbewahrscheinlichkeit ist bekannt. Aber daraus folgt nicht automatisch eine ursächliche Beziehung. Es wäre durchaus möglich, dass ein schlechter Gesundheitszustand die Ursache für die gedrosselte Vitaminproduktion und die verkürzte Lebenszeit ist. Dieses Problem umgingen dänische Mediziner jetzt durch die spezielle Form einer Studie, in der störende Einflussfaktoren weitgehend ausgeschaltet sind: Dazu fassten sie in einer Gruppe die Testpersonen zusammen, deren Vitamin D-Spiegel aufgrund defekter Vitamin D-Gene unter dem Normalwert lag. Als Vergleich zu diesen Menschen dienten andere mit normalen Vitamin D-Genen. Die Ergebnisse legen es nahe, dass eine verminderte Vitaminproduktion die erhöhte Sterbewahrscheinlichkeit tatsächlich verursacht, schreiben die Forscher im „British Medical Journal”. Ob die Einnahme von Vitamin D-Präparaten dieses Gesundheitsrisiko verringern kann, sollen bereits angelaufene Studien zeigen, deren erste Resultate 2017 vorliegen.

„Eine generelle Empfehlung zur Einnahme von Vitamin D-Präparaten ist erst dann möglich, wenn deren Nutzen durch Interventionsstudien eindeutig nachgewiesen ist“, erklären die Forscher um Borge Nordestgaard vom Universitätshospital Kopenhagen. Sie werteten Daten aus drei Langzeitstudien aus, an denen insgesamt 95.766 Menschen dänischer Abstammung teilnahmen. DNA-Analysen lieferten Informationen über zwei Gene, die für die Vitamin D-Produktion von Bedeutung sind. Vier Varianten dieser Gene führen dazu, dass der Blutspiegel des Vitamins unter dem Normalwert liegt. Die Einteilung in zwei Gruppen von Testpersonen erfolgte allein aufgrund dieses genetischen Merkmals. Im Lauf von sechs, acht oder 19 Jahren starben 10.349 der Probanden. Die Gruppe mit genetisch bedingt verringertem Vitaminspiegel hatte eine erhöhte generelle Sterbewahrscheinlichkeit. Im Einklang mit älteren Beobachtungsstudien hatten diese auch ein größeres Risiko, an Krebs zu sterben. Aber im Gegensatz zu den Ergebnissen anderer Studien bestand kein Zusammenhang zwischen Vitamin D und Tod durch Herz-Kreislauferkrankungen. Bei der statistischen Auswertung wurden Einflussfaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum, Ausmaß an körperlicher Aktivität, Blutdruck, Cholesterinwerte und Body-Mass-Index (BMI) berücksichtigt.

Es gebe verschiedene Gründe dafür, warum Vitamin D einen großen Einfluss auf die Lebensdauer haben kann, schreiben die Autoren. Erstens werde das Vitamin in vielen Gewebearten des Körpers benötigt und reguliere die Aktivität von 1 – 3 Prozent aller Gene. Zweitens steuere es die Vermehrung und Entwicklung unterschiedlicher Zelltypen. Drittens kann man durch Blockade der Vitamin D-Funktion bei Tieren den Alterungsprozess beschleunigen. Außerdem hätten zahlreiche Beobachtungsstudien ergeben, dass ein niedriger Vitamin D-Spiegel mit einer Vielzahl von Krankheiten verbunden ist. Ob und in welcher Form ein Einsatz von Vitaminpräparaten die Gesundheitsrisiken einer ungenügenden Vitamin D-Produktion beheben kann, sei derzeit noch nicht zu beantworten. Natürlicherweise erfolgt die Versorgung des Körpers mit Vitamin D in erster Linie durch die Eigenproduktion in der Haut bei Sonnenbestrahlung. Hinzu kommt die Vitaminzufuhr über die Nahrung, insbesondere durch fetten Fisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene die Zufuhr von täglich 20 Mikrogramm (800 IE) Vitamin D3, der biologisch aktiven Form des Vitamins.

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