BUCHTIPP: „Treffen sich zwei Moleküle im Labor“ von Martin Moder

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Nein, in diesem Buch geht es nicht um die hundert besten Chemikerwitze. „Treffen sich zwei Biologen im Labor“ würde den Inhalt vielleicht besser wiedergeben. Doch eigentlich trifft dort nur ein Biologe, der Autor Martin Moder, auf diverse Biomoleküle, Zellen, Organe und Lebewesen, mit denen er sich auf höchst unterhaltsame Weise auseinandersetzt. Das Ergebnis ist weder ein Sachbuch mit witzigen Anekdoten noch Humor auf Kosten der Wissenschaft. Dem Autor ist es vielmehr gelungen, Witz und Naturwissenschaft gleichgewichtig unter einen Hut zu bringen. Da vermittelt jemand – oft mit reichlich skurrilen Beispielen – biologische Kenntnisse. Jemand, der einerseits fachlich gut Bescheid weiß und andererseits auch stilsicher das Handwerk des Humoristen beherrscht. Martin Moder ist sowohl Molekularbiologe als auch Science-Slam-Europameister des Jahres 2014. Einige der Texte dieses Buches könnten direkt auf einer Bühne dem Publikum vorgetragen werden. Andere wie das letzte Kapitel „Was die Zukunft bringt“ eignen sich doch besser zum Selberlesen. Da kann es schon mal etwas spezieller und anspruchsvoller werden, wenn es um Genome-Editing, Epigenetik, Anti-Aging oder die Wiedererweckung ausgestorbener Tierarten geht – oder um „Zleisch“, die Herstellung von Fleisch aus Zellkulturen. Beachtlich ist das umfangreiche Literaturverzeichnis, in dem auf etliche Arbeiten verwiesen wird, die weniger als drei Jahre alt sind.

Das Buch behandelt ganz unterschiedliche Themen aus dem breiten Spektrum der Biologie. Es beginnt mit Kapiteln über den Ursprung des Lebens, Liebe und Fortpflanzung – inklusive Partnersuche und Jungfrauengeburt – immerhin sieben Seiten zum menschlichen Penis und überraschende Informationen über die Verführung von Männern sowie die ideale Streichelgeschwindigkeit. „Als Molekularbiologe lerne ich die Funktion eines Gens dadurch, dass ich es kaputt mache und schaue, was dann passiert.“ Das geht natürlich nur mit Versuchstieren wie Fruchtfliegen und Fadenwürmern, denen ein eigenes Kapitel gewidmet ist. In Abstechern zur Medizin heißt es beispielsweise über einen Split-Brain-Patienten: „Der Mann versuchte, mit der linken Hand seine Frau zu schlagen, während die rechte Hand ihn davon abhielt.“ Wir lernen das Luke-Skywalker-Neuron kennen und erfahren, wie man durch den Verzehr von Reis betrunken werden kann. Und wussten Sie, dass es einen Stichschmerz-Index gibt, der die Schmerzintensität von Insektenstichen angibt? Und wie dieser Index durch einen hartgesottenen Insektenforscher erstellt wurde, möchten Sie bestimmt nicht wissen. Am schmerzhaftesten ist übrigens der Stich einer Wespe namens Tarantulafalke.

Auf einen nüchternen Sachverhalt lässt Moder gerne eine unerwartet hirnrissige Assoziation folgen, wie zum Beispiel zur Rolle der RNA bei der Entstehung des Lebens: „Diese RNA war in der Lage, sich selbst zu kopieren. Ein ursprüngliches Verhalten, auf das man bis heute stößt, wenn sich betrunkene Wissenschaftler mit blankem Hintern auf den Kopierer setzen.“ Oder im Kapitel über Rückzüchtungen à la Jurassic Park: „Vögel sind die Dinosaurier, die lange genug überlebt haben, um Ihnen auf den Kopf kacken zu können.“

Aus dem Buch spricht eine ungetrübte und ansteckende Begeisterung des Autors für die biologische Wissenschaft. Moder sprüht vor Optimismus und versprüht gute Laune. „Es gibt in Ihrem Leben sowieso nur zwei Dinge, die Ihnen Freude bereiten: Serotonin und Dopamin.“ Auch die Lektüre dieses Buches setzt Glückshormone frei.

„Treffen sich zwei Moleküle im Labor“ von Martin Moder
ecoWIN-Verlag, 2016, ca. 240 Seiten
ISBN: 978-3-7110-0093-4
24 Euro (E-Book: 18,99 Euro)

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