Wie man Stammzellen vermehren kann

Der Wachstumsfaktor Pleiotrophin regt Blut bildende Stammzellen zur Vermehrung an und könnte Krebstherapien unterstützen
Durham (USA) - Nabelschnurblut enthält nur geringe Mengen an therapeutisch nutzbaren Stammzellen. Doch amerikanische Forscher konnten jetzt mit einem natürlichen Wachstumsfaktor diese Blut bildenden Stammzellen zu starkem Wachstum anregen. Die so erzeugten Zellen könnten anstelle von Knochenmark für Transplantationen eingesetzt werden, wenn geeignete Spender fehlen. Zudem bewirkte der Wachstumsfaktor Pleiotrophin, wenn er nach Ganzkörperbestrahlung in Mäuse injiziert wird, eine schnelle Regeneration von Knochenmarksstammzellen. Ob Pleiotrophin im Organismus generell bei der Vermehrung und Entwicklung von Stammzellen eine wichtige Rolle spielt, müssen weitere Forschungen zeigen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature Medicine".

"Leider stehen bis heute keine löslichen Wachstumsfaktoren zur Verfügung, die erwiesenermaßen menschliche Stammzellen für therapeutische Zwecke zur Vermehrung anregen können", sagt John P Chute von der Duke University in Durham. Er und seine Kollegen überprüften die Wirkung von Pleiotrophin, einem Wachstumsfaktor, der bisher nur für seinen stimulierenden Effekt auf Nervenzellen bekannt war. Pleiotrophin löste zum einen eine starke Vermehrung von menschlichen Stammzellen aus Nabelschnurblut aus. Zum anderen erhöhte eine Behandlung mit dem Wachstumsfaktor die Zahl der Knochenmarksstammzellen in bestrahlten Mäusen um das Zehnfache.

"Die Ergebnisse bestätigen, dass Pleiotrophin eine Regeneration von Stammzellen nach Verletzungen auslösen kann", sagt Chute. Eine derartige Wirkung könnte therapeutisch von großem Nutzen sein, um die nach einer Bestrahlung oder Chemotherapie zerstörten Blut bildenden Stammzellen im Knochenmark schnell wieder zu erneuern. Außerdem würde nach Vermehrung der aus Nabelschnurblut gewonnenen Stammzellen mehr Zellmaterial zur Verfügung stehen, um Leukämiepatienten zu helfen, wenn nicht genügend Knochenmark von geeigneten Spendern vorhanden ist. Vor dem Beginn klinischer Studien seien zunächst weitere Tierversuche nötig, so Chute. Unter anderem müsse sicher gestellt sein, dass eine Behandlung mit dem Wachstumsfaktor keine Krebszellen erzeugt. In den Experimenten mit Mäusen gab es bisher keinen Hinweis auf einen solchen Effekt.

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Quelle: "Pleiotrophin regulates the expansion and regeneration of hematopoietic stem cells", Heather A. Himburg et al.; Nature Medicine, Online-Publikation, DOI: 10.1038/nm.2119


 

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