Wie gefährlich ist das Rauchen nach dem Schlaganfall?

Patienten, die nach der Entlassung aus der Klinik wieder zur Zigarette greifen, vervielfachen ihr Sterberisiko im ersten Jahr
Hirngewebe nach Schlaganfall (betroffene Hirnregion blau markiert)
Hirngewebe nach Schlaganfall (betroffene Hirnregion blau markiert)
© Marvin 101 / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
München - Raucher sollten nach einem Schlaganfall dauerhaft auf Zigaretten verzichten. Wer das nicht tut, verdreifacht sein Risiko, innerhalb eines Jahres zu sterben, berichten italienische Forscher. Die Gefahr ist umso größer, je früher ein Patient nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wieder mit dem Rauchen beginnt. Um den Betroffenen zu helfen, nicht rückfällig zu werden, seien effektive Vorsorgemaßnahmen dringend nötig, forderten die Mediziner auf der Jahrestagung der „European Society of Cardiology“ in München.

„Nach einem akuten ischämischen Schlaganfall mit dem Rauchen aufzuhören, dürfte wirksamer sein als jedes Medikament, um das Risiko einer erneuten Erkrankung zu verringern“, sagte Furio Colivicchi vom San Filippo Neri Hospital in Rom. Zusammen mit Kollegen wertete er Daten von 921 Rauchern aus, die im Schnitt 67 Jahre alt waren und wegen eines ischämischen Schlaganfalls in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Diese häufigste Form des Schlaganfalls blockiert die Blutversorgung in einem Hirnbereich – meist durch Verschluss einer Arterie. Die Ärzte informierten alle Patienten vor ihrer Entlassung darüber, wie wichtig es für sie ist, in Zukunft auf Tabakkonsum zu verzichten.

Trotzdem wurde schon nach durchschnittlich 21 Tagen die Hälfte – hauptsächlich ältere Menschen und Frauen – rückfällig. Insgesamt starben 89 Patienten im Verlauf eines Jahres. Für diejenigen, die wieder mit dem Rauchen angefangen hatten, stieg die Sterbewahrscheinlichkeit auf das Dreifache. Wer schon nach zehn Tagen oder früher wieder zur Zigarette griff, verfünffachte dieses Risiko sogar. Bei dem Vergleich wurden Einflussfaktoren wie Alter, Schwere des Schlaganfalls und das Vorliegen anderer Erkrankungen wie Diabetes und Herzkrankheiten berücksichtigt. Ein Vorsorgeprogramm aus individueller Beratung, Hilfe nach der Entlassung und medikamentöser Behandlung sei erforderlich, sagte Colivicchi, um Raucher nach einem Schlaganfall dabei zu unterstützen, das Rauchen dauerhaft aufzugeben.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Clinical implications of smoking relapse after acute ischemic stroke“, Furio Colivicchi et al.; Beitrag zum Jahrestagung der European Society of Cardiology in München, http://www.escardio.org/congresses/esc-2012/
Weitere Artikel zu diesem Thema:
Der Schlag trifft Raucher früher


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg