Wie Brustkrebszellen Tumoren in Knochen erzeugen

Damit sich Metastasen entwickeln können, aktivieren die Zellen ein Gen, das sowohl das Knochengewebe als auch die Tumorzellen selbst verändert
Ein mehrkerniger Osteoklast im Elektronenmikroskop
Ein mehrkerniger Osteoklast im Elektronenmikroskop
© Robert M. Hunt (gemeinfrei)
Barcelona (Spanien) - Brustkrebszellen müssen neue Eigenschaften erwerben, damit sie sich vom Tumor lösen und im Knochengewebe vermehren können. Dabei spielt das Gen NOG eine wichtige Rolle. Spanische Forscher konnten jetzt zeigen, dass die Aktivierung dieses Gens gleich auf zweifache Weise die Bildung von Knochenmetastasen ermöglicht: Das aktivierte Gen führt zur Produktion eines Proteins, das den Knochenabbau fördert und damit Platz schafft für das Wachstum eines neuen Tumors. Gleichzeitig erlangen die Brustkrebszellen dadurch Eigenschaften von Stammzellen, was für eine unbegrenzte Vermehrung nötig ist, berichten die Wissenschaftler im „Journal of Biological Chemistry”.

„Unsere genetischen Arbeiten zeigen, wie die Aktivierung von NOG in menschlichen Brustkrebszellen die Metastasenbildung in Knochen erleichtert“, schreiben Roger Gomis und Kollegen vom Institute for Research in Biomedicine in Barcelona. Die Forscher arbeiteten mit Zellkulturen, Mäusen und Gewebeproben von Krebspatienten. Sie fanden heraus, dass sich Brustkrebszellen nach der Lösung vom Primärtumor nur dann dauerhaft im Knochengewebe festsetzen können, wenn sie das NOG-Gen einschalten. Das dadurch freigesetzte Protein wirkt als Signal, welches die Zahl der knochenabbauenden Osteoklasten erhöht. Bei der Bildung von Metastasen in Lunge, Leber oder Gehirn war dieses Gen dagegen ohne Bedeutung. Seine Aktivität bewirkt nicht nur lokale Auflösungen im Knochengewebe, sondern verändert auch die Krebszelle selbst: Sie wird zur Krebsstammzelle und damit zum Ausgangspunkt eines neuen Tumors.

Bei den meisten Krebspatienten, die an ihrer Krankheit sterben, ist nicht der Primärtumor die Todesursache, sondern das Wachstum von Metastasen in anderen Körperteilen. Daher könnten Wirkstoffe, die eine solche Krebsausbreitung verhindern, den Erfolg von Krebstherapien wesentlich verbessern. Um derartige Hemmstoffe entwickeln zu können, muss man zunächst genauer verstehen, wie der Prozess der Metastasenbildung im Einzelnen abläuft.

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Quelle: „Identification of NOG as a specific breast cancer bone metastasis-supporting gene”, Maria Tarragona et al; Journal of Biological Chemistry, DOI: 10.1074/jbc.M112.355834


 

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