Warum die Grippesaison in den Winter fällt
"Der Zusammenhang war erstaunlich eindeutig", sagt Jeffrey Shaman von der Oregon State University in Corvallis. "Ist die absolute Luftfeuchtigkeit gering, verlängert sich die Überlebensdauer der Grippeviren und die Übertragungsraten steigen an." Zusammen mit Melvin Kohn wertete er bereits veröffentlichte experimentelle Daten einer Versuchsserie neu aus. 2007 hatten Forscher untersucht, wie Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit die Übertragung von Grippeviren auf dem Luftweg beeinflussen. Dazu wurden Käfige mit infizierten und nicht-infizierten Meerschweinchen in unterschiedlich klimatisierten Räumen zusammengebracht. Die bei diesen Experimenten gemessene relative Luftfeuchtigkeit bezeichnet das Verhältnis zwischen dem tatsächlichen Wassergehalt der Raumluft und jenem Wassergehalt, der bei einer gegebenen Temperatur maximal möglich ist.
Bei den damaligen Versuchen zeigte sich, dass der Einfluss der relativen Luftfeuchtigkeit auf die Infektionsrate und die Überlebensdauer nur 12 bzw. 36 Prozent betrug. Doch nach Umrechnung der Werte auf absolute Luftfeuchtigkeit stiegen diese Prozentzahlen auf 50 bzw. 90 Prozent. Die absolute Luftfeuchtigkeit ist in unseren Breiten im Sommer generell deutlich höher als im Winter. "An einem Sommertag kann der Wasserdampfgehalt der Luft viermal so hoch sein wie an einem Wintertag - sowohl in Wohnräumen als auch draußen", sagt Shaman. Er vermutet, dass sich durch Erhöhung der Luftfeuchtigkeit in Räumen, in denen sich möglicherweise infizierte Menschen aufhalten, das Ansteckungsrisiko verringern ließe. Warum die winterlich geringe Luftfeuchtigkeit die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Grippeviren über die Atemluft erhöht, bleibt weiterhin ungeklärt.