Tabak hilft bei der Krebstherapie

Impfstoff gegen Lymphdrüsenkrebs in Tabakpflanzen hergestellt
Tabakfeld
Tabakfeld
© Ken Hammond
Stanford (USA) - Bestimmte Formen von Lymphdrüsenkrebs versucht man durch eine therapeutische Impfung zu behandeln. Dazu benötigt jeder Patient einen individuell hergestellten Impfstoff. Dieser lässt sich aus genetisch veränderten Pflanzen besser herstellen als aus tierischen Zellkulturen, berichten jetzt amerikanische Forscher. In Tabakpflanzen könne der Impfstoff schneller und billiger produziert werden als bisher. Außerdem schließt das Verfahren aus, dass tierische Viren auf den Patienten übertragen werden. Wie wirksam der so hergestellte Impfstoff ist, müssen weitere Studien aber erst noch zeigen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)".

"Unser Pflanzensystem hat einige Vorteile", sagt Ronald Levy von der Stanford University. Abgesehen davon würde es ihm einfach gefallen, dass ausgerechnet der Tabak dabei helfen könne, Krebs zu behandeln. Levy und seine Kollegen arbeiten an einem Impfstoff gegen das follikuläre Lymphom, einem Lymphdrüsenkrebs aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Bei dieser Krebsart vermehren sich unkontrolliert B-Lymphozyten, die auf ihrer Oberfläche ein bestimmtes, von Patient zu Patient unterschiedliches Immunglobulin tragen. Durch dieses Merkmal unterscheiden sich die Krebszellen von allen anderen Zellen des Körpers. Eine Impfung soll nun das Immunsystem des Patienten dazu anregen, die Krebszellen zu erkennen und zu zerstören.

Dazu schleusten die Forscher das Immunglobulin-Gen der Krebszellen von Patienten mithilfe des Tabakmosaikvirus in die Blattzellen von Tabakpflanzen ein. Das löste die Produktion des entsprechenden Immunglobulins in den Blättern aus. Nach wenigen Tagen ließ sich das Protein dann aus einem Extrakt der Blätter reinigen und als Impfstoff einsetzen. Pro Patient reichen einige wenige Tabakpflanzen dafür aus. Mehr als 70 Prozent der 16 geimpften Patienten reagierten mit einer Immunantwort. Bei 47 Prozent war diese spezifisch gegen die eigenen Krebszellen gerichtet. In der Phase-1-Studie traten keine relevanten Nebenwirkungen auf.

Mit tierischen Zellen würde die Impfstoffproduktion Monate dauern und pro Patient Tausende von Dollars kosten, sagt Levy. Der Einsatz von Pflanzen macht das Verfahren nicht nur schneller und billiger, sondern auch sicherer, da die Gefahr einer Kontamination durch gefährliche Viren nicht besteht. Levy hält es sogar für möglich, dass die in Pflanzen produzierten Impfstoffe eine stärkere Immunantwort auslösen als bei Herstellung in tierischen Zellen. Wie effektiv die neue Vakzine gegen den Krebs wirksam ist, soll nun eine Phase-2-Studie zeigen. Derzeit liegt die Überlebensdauer von Patienten mit follikulärem B-Zell-Lymphom nach der Diagnose bei acht bis zehn Jahren.

Stanford University
Quelle: "Plant-produced idiotype vaccines for the treatment of non-Hodgkin's lymphoma: Safety and immunogenicity in a Phase I clinical study", A.A. McCormick et al.; Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.0803636105


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg