Neues Krebsmittel hat doppelte Wirkung
Der Krebs hemmende Effekt des Pseudopeptids HB-19 beruhe darauf, dass es auf direktem Weg das Tumorwachstum und die Vermehrung und Beweglichkeit von Blutgefäßzellen blockiert, erklären die Forscher um Ara Hovanessian von der Université Paris Descartes. HB-19 bindet an das Oberflächenprotein Nucleolin, das dann seine Funktion als Andockstelle für Wachstumsfaktoren und andere Botenstoffe nicht mehr erfüllen kann. Nucleolin spielt zwar auch im Zellkern eine wichtige Rolle. Bis dorthin dringt der Hemmstoff aber nicht vor, da er die Kernhülle nicht durchdringen kann. Das erklärt auch, warum HB-19 gesunde Zellen nicht schädigt und damit weniger Nebenwirkungen verursacht als vergleichbare Medikamente.
Nach Versuchen mit Zell- und Gewebekulturen führten die Forscher Experimente mit Mäusen durch, denen menschliche Brustkrebstumore verpflanzt worden waren. Die Behandlung mit dem neuen Wirkstoff unterdrückte das Tumorwachstum und ließ in einigen Fällen die Tumore sogar völlig verschwinden. Die gute Wirksamkeit von HB-19 beruht auch darauf, dass es sehr fest an das Nucleolin gebunden bleibt und im Körper nicht so schnell abgebaut wird. Möglicherweise könnte man das Mittel auch vorbeugend einsetzen, um Metastasen oder erneutes Krebswachstum nach einer Ersttherapie zu verhindern, so die Autoren. Die Behandlung wäre zudem eine Alternative für Patienten, die auf andere Chemotherapien nicht mehr ansprechen.