Mehr Hautkeime als bisher gedacht
"Unsere Ergebnisse liefern eine Grundlage für Forscher, die daran arbeiten, neue und bessere Strategien zur Vorsorge und Behandlung von Hautkrankheiten zu entwickeln", sagt Julia Segre vom National Human Genome Research Institute in Bethesda. Sie und ihre Kollegen nahmen bei zehn gesunden Versuchspersonen Hautproben von 20 Körperregionen. Mithilfe moderner Methoden der DNA-Sequenzierung ermittelten sie insgesamt mehr als 112.000 RNA-Gensequenzen, die sich 205 Gattungen von Bakterien zuordnen ließen. Die weitere Auswertung ergab eine unerwartet hohe Zahl an Bakterienarten. Je nach Körperstelle variierte das Spektrum zwischen 44 verschiedenen Arten auf dem Unterarm und 15 verschiedenen Arten hinter dem Ohr.
Dabei schwankte die Zusammensetzung der Bakterienpopulationen einer bestimmten Körperstelle zwischen unterschiedlichen Personen weniger stark als die zwischen unterschiedlichen Körperstellen derselben Person. "Obwohl die feuchte Achselhöhle nicht weit vom trockenen Unterarm entfernt ist, unterscheiden sich diese zwei Nischen ökologisch so stark voneinander wie Regenwälder und Wüsten", schreiben die Forscher. Es ergaben sich drei Haupttypen von Standorten: Auf fettiger Haut, wie neben der Nase oder im Ohr, herrschten Propionibakterien und Staphylokokken vor. An feuchten Standorten, wie in der Nase oder den Achselhöhlen, dominierten Corynebakterien. Auf trockener Haut, wie auf Unterarmen oder Handinnenflächen, entwickelten sich Mischpopulationen verschiedener Gattungen und Arten.
Bei gesunder Haut besteht eine weitgehend stabile Balance zwischen den Populationen verschiedener Keimarten. Bei Hautkrankheiten ist dieses Gleichgewicht meist gestört. Auch antibiotische Therapien verändern die Zusammensetzung des normalen Keimspektrums und können Krankheiten begünstigen. "Um gezielte Therapien für eine gesunde Haut einzusetzen, könnte es nötig sein, nicht nur das Wachstum von Krankheitserregern zu hemmen, sondern auch das Wachstum von symbiontischen Bakterien zu fördern", so die Autoren. Daher seien nun vergleichende Untersuchungen der Hautkeime von Gesunden und Patienten nötig, die unter Hautkrankheiten wie Ekzemen, Akne oder Schuppenflechte leiden.