Lauern im Hinterhalt: Wann die Malariamücke sticht

In Innenräumen benötigen Anopheles-Mücken als Signale für den Zielanflug sowohl den menschlichen Körpergeruch als auch einen erhöhten Kohlendioxidgehalt der Luft
Anopheles gambiae zählt zu den wichtigsten Überträgern von Malaria.
Anopheles gambiae zählt zu den wichtigsten Überträgern von Malaria.
© James D. Gathany / CDC
Riverside (USA) - Malaria übertragende Mücken werden vom menschlichen Körpergeruch angelockt. Allerdings genügen die von der Haut abgegebenen Geruchsstoffe allein nicht für eine zielgenaue Landung der Blutsauger, berichten jetzt amerikanische Biologen. Weibliche Mücken der Art Anopheles gambiae lauern ihren Opfern meist im Innern von Wohnräumen auf. Erst wenn sich dann durch die Gegenwart eines Menschen der Kohlendioxidgehalt der Luft erhöht hat, steuern sie einen Landeplatz auf der Haut an. Dieses Verhalten verhindert vergebliches Suchen der Mücken in Räumen, die vorübergehend menschenleer aber voller menschlicher Gerüche sind, schreiben die Forscher im „Journal of Chemical Ecology”.

„Wenn die Mücken auf die Quelle menschlichen Körpergeruchs zufliegen, steuern sie damit möglicherweise zunächst eher eine menschliche Behausung an und weniger den Menschen selbst“, sagt Ring Cardé von der University of California in Riverside. Anopheles gambiae-Weibchen, die sich auf Menschen spezialisiert haben, müssen Blut saugen, um Eier produzieren zu können. Im Gegensatz zu anderen Malaria-Überträgern halten sie sich – vor allem nachts – bevorzugt in Wohnräumen auf und befallen ihre Opfer seltener im Freien. Allerdings sind sie dort auch ständig menschlichem Körpergeruch ausgesetzt, der nicht direkt von Menschen, sondern von Bettzeug und getragener Kleidung ausgeht. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Stechmücken bis zu acht Tage lang von verschwitzten Socken angezogen werden. Im Haus wäre es also wenig effektiv, sich bei der Suche nach einer Blutmahlzeit allein auf den Körpergeruch zu verlassen.

Cardé und seine Kollegen konnten nun nachweisen, dass die Mücken ihr Ziel erst dann ansteuern, wenn durch das Atmen eines Menschen die Kohlendioxidkonzentration der Luft steigt. Die Forscher sammelten menschlichen Schweiß mit Polyester-Mull, eingelegt in einer Baumwollsocke, die für vier bis sechs Stunden vor einem Experiment getragen wurde. Ein solches Stoffstück platzierten die Biologen jeweils in der Mitte eines Behälters mit 16 bis 20 weiblichen Anopheles-Mücken. Dann begasten sie den Käfig mit unterschiedlichen Luft-Kohlendioxid-Gemischen und zeichneten das Verhalten der Insekten sechs Minuten lang mit einer Nachtsicht-Videokamera auf.

Ohne Kohlendioxid-Beimischung zur normalen Luft landeten nur wenige Mücken auf dem schweißgetränkten Stoff. Doch schon bei einer um nur 0,015 Prozent erhöhten Konzentration an Kohlendioxid stieg die Zahl der Landungen deutlich an. Dieser stimulierende Effekt ging beim Wechsel zu normaler Umgebungsluft schnell wieder verloren. Das beobachtete Verhalten entspricht einer Strategie des Angriffs aus dem Hinterhalt: Die Mücken ignorieren den ständig vorhandenen menschlichen Geruch solange, bis ein Mensch den Raum betritt und durch Atmung Kohlendioxid produziert, schreiben die Forscher. Überraschenderweise erhöhte ein Anstieg der Kohlendioxidkonzentration die Landerate auch tagsüber, obwohl man bisher annahm, dass die Blutsauger nur nachts aktiv wären. Ob die Ergebnisse helfen können, neue Methoden der Abwehr von Malariamücken zu entwickeln, sollen weitere Untersuchungen zeigen.

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