Helicobacter pylori: Andere Magenkeime beeinflussen Infektionsverlauf

Schützende Bakterien im Magen könnten die Entwicklung von Geschwüren und Krebs verhindern
Elektronenmikroskopische Aufnahme von Helicobacter pylori
Elektronenmikroskopische Aufnahme von Helicobacter pylori
© Yutaka Tsutsumi, Fujita Health University
Santa Cruz (USA) - Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist mit dem Magenkeim Helicobacter pylori infiziert. Aber nur jeder zehnte davon erkrankt deshalb an einem Magengeschwür oder an Magenkrebs. Ob es zu einer Erkrankung kommt, hängt auch von anderen Mikroben ab, die gleichzeitig den Magen besiedeln, berichten amerikanische Forscher. Aus Versuchen mit Mäusen schließen sie, dass unter anderem Clostridien das Krankheitspotenzial einer H. pylori-Infektion verringern können, indem sie Entzündungsreaktionen des Immunsystems dämpfen. Demnach wären vielleicht Menschen, denen solche schützenden Bakterien im Magen fehlen, durch eine H. pylori-Infektion stärker gefährdet als andere, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Infection and Immunity“.

„Unsere Arbeit zeigt, dass Zahl und Artenspektrum der Magenbakterien als Merkmal dafür dienen könnten, den Verlauf einer H. pylori-Infektion vorherzusagen“, erklären Karen Ottemann und ihre Kollegen von der University of California in Santa Cruz. So wie harmlose und nützliche Mikroben in Mund und Darm die Vermehrung von Krankheitserregern hemmen, könnten auch bestimmte Bakterienarten im Magen Helicobacter-Bakterien in Schach halten. Dagegen würden andere Arten möglicherweise das Krankheitsrisiko noch erhöhen. Hinweise darauf lieferten Mäuse, die mit H. pylori infiziert wurden. Waren die Mäuse zuvor mit Antibiotika behandelt worden, die einige der Magenbakterien abtöteten, löste die Infektion weniger starke Entzündungsreaktionen aus: In der Magenwand waren nach vier Wochen weniger Immunzellen vom Typ „T-Helfer-Zellen“ nachweisbar als bei Mäusen ohne Vorbehandlung. Außerdem hatte sich die Zusammensetzung der Bakterienpopulation des Magens verändert. Das betraf etwa 4.000 der insgesamt mehr als 10.000 dort vorkommenden Bakterienspezies. So war unter anderem der Anteil an Clostridien erhöht. Von diesen Bakterien sei bekannt, dass sie Entzündungen im Darm verhindern können, so Ottemann.

Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, welche Keimarten einen positiven oder negativen Einfluss auf eine H. pylori-Infektion haben. Dann könnte man testen, welche mit diesem Keim infizierten Menschen wegen eines erhöhten Risikos für Krebs und Magengeschwüren behandelt werden sollten. Dabei müsste die Behandlung nicht unbedingt in einer Eliminierung von H. pylori bestehen. Alternativ wäre es auch denkbar, so die Autoren, schützende probiotische Magenbakterien zu verabreichen. Das hätte den großen Vorteil, einen bekannten Schutzeffekt zu bewahren: Denn die Besiedlung der Magenschleimhaut mit H. pylori senkt das Risiko, an Speiseröhrenkrebs und Asthma zu erkranken.

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