Flüsse auf Titan ähneln jungen irdischen Gewässern

Ströme aus flüssigem Methan erodieren die Landschaft auf dem Saturnmond ähnlich wie Wasserläufe auf der Erde
Radaraufnahmen der Cassini-Mission zeigen Flüsse auf dem Nordpol Titans, die in Seen münden.
Radaraufnahmen der Cassini-Mission zeigen Flüsse auf dem Nordpol Titans, die in Seen münden.
© NASA / JPL / USGS
Cambridge, MA (USA) - Der Saturnmond Titan ist für Planetenforscher von besonderem Interesse, weil er der erdähnlichste Himmelskörper in unserem Sonnensystem ist. Unter seiner dichten Atmosphäre liegt eine Kruste aus Eis, unter der sich ein flüssiger Ozean verbirgt. Forscher vermuten, dass dort sogar Frühformen des Lebens existieren könnten. Geophysiker aus den USA haben nun mit Hilfe von Radardaten der Raumsonde Cassini das Oberflächenprofil von Titan untersucht und Erosionsprozesse ähnlich wie auf der Erde feststellen können. Nur dass sich bei den tiefen Temperaturen auf Titan nicht Wasserläufe durch Gestein, sondern Methanflüsse durch Eis fressen. Die Oberfläche von Titan sieht insgesamt sehr jung aus; nur vergleichsweise wenige Krater zerfurchen das Antlitz des Mondes. Die Krater müssen also durch geologische Prozesse verschüttet worden sein. Die Analyse der Erosion durch die Methanflüsse zeigt, dass die Gewässer hierbei aber keine starke Rolle gespielt haben. Die Ursache liegt wohl vielmehr in anderen geologischen Prozesse wie Eisvulkanen oder tektonischen Verschiebungen, schreiben die Forscher im Fachblatt „Journal of Geological Research“.

„Es ist ein sonderbar erdähnlicher Ort, trotz der exotischen Kombination von Materialien und Temperaturen“, so der Leiter der Arbeitgruppe, Taylor Perron. Bei rund minus 180 Grad Celsius an der Oberfläche ist alles Wasser zu Eis gefroren, doch Methan wird flüssig. Die Atmosphäre von Titan ist sogar noch dichter als die der Erde, besteht aber größtenteils aus Methan und Stickstoff. Durch die dicken orangenen Nebelschichten dringt kein gewöhnliches Teleskop; nur die Radarmessungen der Saturnsonde Cassini liefern Bilder von der Oberfläche. Eine besondere Schwierigkeit war, dass die Radarmessungen von Cassini kein Höhenprofil wiedergeben, sondern rein zweidimensionale Messungen waren. „Es ist ein bisschen so, als wären wir ein paar Jahrhunderte zurückgeworfen, bevor es topographische Karten gab“, meint Perron hierzu. Aber auch wenn der Saturnmond anders aufgebaut ist als unsere Erde, so sieht der Forscher doch klare Analogien zwischen beiden Himmelskörpern: „Und deshalb kann man immer noch klare Aussagen zur Erosion machen. Es ist dieselbe Physik.“

Die Forscher haben ihre Erosionsmodelle an irdischen Landschaften getestet und vor allem Übereinstimmungen mit jungen Landschaften gefunden - wie der Vulkaninsel Kauai, die zu Hawaii gehört, oder nordamerikanischen Regionen, die zur letzten Eiszeit noch vergletschert waren. In solch jungen Landschaften sind die Flüsse noch langgestreckte und dünne Abflusskanäle und nicht baumartig aufgefächert wie bei älteren Flüssen. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass die Oberfläche von Titan nur zu wenigen Prozent von den Methanflüssen geformt wurde. Die Erosion durch Flüsse scheint auf Titan also insgesamt langsamer abzulaufen als auf der Erde. Oder die anderen geologischen Erosionsprozesse dominieren das Geschehen stärker als erwartet.

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Quelle: „Estimating erosional exhumation on Titan from drainage network morphology“, Benjamin Alexander Black et al.; Journal of Geophysical Research (in Druck), DOI: 10.1029/2012JE004085


 

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