Flüsse auf Titan ähneln jungen irdischen Gewässern
„Es ist ein sonderbar erdähnlicher Ort, trotz der exotischen Kombination von Materialien und Temperaturen“, so der Leiter der Arbeitgruppe, Taylor Perron. Bei rund minus 180 Grad Celsius an der Oberfläche ist alles Wasser zu Eis gefroren, doch Methan wird flüssig. Die Atmosphäre von Titan ist sogar noch dichter als die der Erde, besteht aber größtenteils aus Methan und Stickstoff. Durch die dicken orangenen Nebelschichten dringt kein gewöhnliches Teleskop; nur die Radarmessungen der Saturnsonde Cassini liefern Bilder von der Oberfläche. Eine besondere Schwierigkeit war, dass die Radarmessungen von Cassini kein Höhenprofil wiedergeben, sondern rein zweidimensionale Messungen waren. „Es ist ein bisschen so, als wären wir ein paar Jahrhunderte zurückgeworfen, bevor es topographische Karten gab“, meint Perron hierzu. Aber auch wenn der Saturnmond anders aufgebaut ist als unsere Erde, so sieht der Forscher doch klare Analogien zwischen beiden Himmelskörpern: „Und deshalb kann man immer noch klare Aussagen zur Erosion machen. Es ist dieselbe Physik.“
Die Forscher haben ihre Erosionsmodelle an irdischen Landschaften getestet und vor allem Übereinstimmungen mit jungen Landschaften gefunden - wie der Vulkaninsel Kauai, die zu Hawaii gehört, oder nordamerikanischen Regionen, die zur letzten Eiszeit noch vergletschert waren. In solch jungen Landschaften sind die Flüsse noch langgestreckte und dünne Abflusskanäle und nicht baumartig aufgefächert wie bei älteren Flüssen. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass die Oberfläche von Titan nur zu wenigen Prozent von den Methanflüssen geformt wurde. Die Erosion durch Flüsse scheint auf Titan also insgesamt langsamer abzulaufen als auf der Erde. Oder die anderen geologischen Erosionsprozesse dominieren das Geschehen stärker als erwartet.