Fettes Essen und trotzdem schlank

Das Ausschalten eines Enzyms bei Mäusen fördert den Fettabbau und verhindert Fettleibigkeit
Berkeley (USA) - Zahlreiche Faktoren beeinflussen, wie viel Fett der Körper im Fettgewebe speichert oder zur Energiegewinnung abbaut. Bei dieser Regulation spielt ein bisher unbekanntes Enzym eine entscheidende Rolle, berichten amerikanische Forscher. Die Phospholipase AdPLA sorgt dafür, dass bei guter Ernährung Fett gebildet und in Hungerzeiten Fett verbraucht wird. Mäuse, denen das Enzym fehlt, hatten einen erhöhten Energieverbrauch und blieben auch bei fettreicher Kost schlank. Selbst genetisch veränderte Mäuse, die übermäßig viel Nahrung aufnehmen und normalerweise fettleibig werden, blieben schlank, wenn das Enzym fehlte. Ob Hemmstoffe des auch in menschlichem Fettgewebe vorhandenen Enzyms bei der Behandlung von Fettleibigkeit hilfreich wären, müssen wegen der starken Nebenwirkungen nun weitere Untersuchungen zeigen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature Medicine".

"Wir haben ein neues Enzym in Fettzellen entdeckt, das eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Fettstoffwechsels und des Körpergewichts spielt", sagt Hei Sook Sul vom Department of Nutritional Sciences der University of California in Berkeley. Die "Fett-spezifische Phospholipase A2" (AdPLA) wird nur im Fettgewebe reichlich gebildet. Das Enzym katalysiert einen Schritt bei der Synthese von Gewebshormonen, den Prostaglandinen. Steigt der Spiegel an Prostaglandin E2 (PGE2), wird der Fettabbau unterdrückt. Bei genetisch veränderten Mäusen, die kein AdPLA mehr bilden können, ist der PGE2-Gehalt im Fettgewebe sehr gering und die Fettabbaurate hoch. Die Tiere zeigen einen normalen Appetit, ihr Körpergewicht nimmt aber auch bei kalorienreicher Kost nicht übermäßig zu. Im Alter von 64 Wochen wogen solche fettreich ernährten Mäuse nur 39 Gramm. Auf gleiche Weise gefütterte normale Mäuse erreichten ein Körpergewicht von 74 Gramm. Der Enzymverlust veränderte nicht die Zahl der Fettzellen, sondern verringerte den Gehalt an darin gespeichertem Fett. Schließlich erzeugten die Forscher Mäuse, denen sowohl das Gen für das Sättigungshormon Leptin als auch das AdPLA-Gen fehlte. Obwohl diese Tiere täglich das Zwei- bis Dreifache der normalen Nahrungsmenge aufnahmen, wogen sie nach 17 Wochen nur halb so viel wie jene Tiere ohne Leptin, aber mit AdPLA, die fettleibig wurden.

Bei normalen Mäusen steigt und sinkt der AdPLA-Spiegel mit der Menge der verzehrten Nahrung. Demnach verfügt das Fettgewebe über einen eigenen Regulationsmechanismus und ist nicht allein auf Hormone von außen angewiesen, um den Fettstoffwechsel zu kontrollieren. Noch ist nicht geklärt, ob diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, sagen die Forscher. Auch erste Versuche mit Hemmstoffen der Phospholipase dämpfen die Hoffnungen auf einen schnellen Einsatz für die Behandlung der Fettleibigkeit: Die behandelten Mäuse zeigten starke Nebenwirkungen in Form von erhöhter Insulinresistenz und Fettablagerungen in der Leber. Solche Effekte ließen sich möglicherweise vermeiden, so die Autoren, wenn man das Enzym nicht vollständig, sondern nur teilweise hemmt.

University of California
Quelle: "AdPLA ablation increases lipolysis and prevents obesity induced by high-fat feeding or leptin deficiency", Kathy Jaworski et al., Nature Medicine, Online-Publikation, DOI: 10.1038/nm.1904


 

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