Dopamin verbessert Chemotherapie

Der Nervenbotenstoff normalisiert das gestörte Wachstum von Blutgefäßen in Tumoren und erhöht dadurch die Wirksamkeit von Krebsmitteln
Columbus (USA) - Krebsmittel können ihre Wirkung oft nicht optimal entfalten, weil Tumoren schlecht durchblutet sind. Amerikanische Forscher haben jetzt in Tierversuchen die Wirksamkeit einer Chemotherapie verbessert, indem sie das gestörte Wachstum von Blutgefäßen durch eine Dopaminbehandlung normalisierten. Der Nervenbotenstoff Dopamin wirkt auf Blutgefäßzellen ein und sorgt für eine stärkere Durchblutung des Tumorgewebes. Dadurch können Medikamente über das Blut besser zu den Krebszellen gelangen und eine höhere Konzentration am Wirkungsort erreichen, so dass Tumoren schneller schrumpfen, berichten die Mediziner im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)".

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Normalisierung von Tumorblutgefäßen durch den Neurotransmitter Dopamin eine wichtige Strategie sein könnte, um die Behandlung von Krebspatienten zu verbessern", sagt Sujit Basu von der Ohio State University in Columbus. Sein Forscherteam experimentierte mit Mäusen, denen menschliche Darm- oder Prostatatumoren verpflanzt worden waren. Die Wissenschaftler stellten zunächst fest, dass in den Krebsgeweben im Gegensatz zu gesundem Gewebe kein Dopamin nachweisbar war. Normalerweise setzen Nerven diesen Botenstoff frei, damit er an Blutgefäßzellen andockt und deren Wachstum reguliert. Die Blutgefäße von Tumoren wachsen chaotisch und sind instabil. Sie können deshalb die Krebszellen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgen. So wird bei einer Chemotherapie kein optimaler Spiegel des Medikaments im Tumor erreicht und auch die Wirksamkeit einer Bestrahlung sinkt.

Als die Forscher die Mäuse mit Dopamin behandelten, normalisierten sich Wachstum und Struktur der Blutgefäße. Dopamin aktivierte Gene der Blutgefäßzellen und löste unter anderem die Produktion des Proteins Angiopoietin-1 aus, das die Blutgefäßwand stabilisiert. Wurde den Tieren gleichzeitig das Krebsmittel 5-Fluorouracil verabreicht, schrumpften die Tumoren auf weniger als ein Drittel der Größe, die ohne die Kombination mit Dopamin erzielt werden konnte. Die Konzentration des Krebsmittels im Tumor erhöhte sich durch den Einsatz des Neurotransmitters auf das Doppelte. Dopamin und verwandte Wirkstoffe werden bereits für andere Erkrankungen klinisch eingesetzt. Deshalb, so Basu, könnte die Wirksamkeit dieser vergleichsweise preisgünstigen Mittel schon bald in Studien mit Krebspatienten geprüft werden.

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Quelle: "Dopamine stabilizes tumor blood vessels by up-regulating angiopoietin 1 (Ang1) expression in pericytes and Krüppel-like factor-2 (KLF2) expression in tumor endothelial cells", Debanjan Chakroborty et al.; Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), doi: 10.1073/pnas.1108696108


 

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