Diabetes: Fettleibige leben länger
„Normalgewichtige Menschen mit Diabetes haben ein anderes genetisches Profil als übergewichtige Diabetiker. Wenn diese genetischen Merkmale, die Diabetes begünstigen, auch mit anderen Krankheiten gekoppelt sind, könnte das die höhere Sterberate erklären“, schreiben Mercedes Carnethon von der Northwestern University in Chicago und Kollegen. Noch bleibt rätselhaft, wie es zum sogenannten „Fettleibigkeits-Paradoxon“ kommt. Dieses äußert sich auch darin, dass Fettleibige mit Herz- und Gefäßkrankheiten länger leben als schlanke Menschen mit denselben Erkrankungen.
Die neuen Ergebnisse beruhen auf Daten aus fünf Studien, in deren Verlauf 2.625 Menschen an Diabetes erkrankten. Zwölf Prozent davon waren normalgewichtig mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 25. Bei den anderen lag der BMI über 25. Im jeweiligen Untersuchungszeitraum starben insgesamt 449 Teilnehmer, 178 davon an Herz- und Gefäßkrankheiten. Sowohl die Gesamtsterberate als auch die Rate der nicht an Herz- und Gefäßkrankheiten Verstorbenen lag bei den Normalgewichtigen mehr als doppelt so hoch wie bei den Übergewichtigen und Fettleibigen. Für diejenigen mit Herz- und Gefäßkrankheiten als Todesursache war dieser Zusammenhang weniger stark ausgeprägt und statistisch nicht signifikant. Für die Auswertung wurden Einflussfaktoren wie Alter, Tabakkonsum, Blutdruck und Blutfettwerte berücksichtigt.
Besonders für die normalgewichtigen Diabetiker, die sich fälschlicherweise weniger Sorgen machen, weil sie nicht fettleibig sind, müssten Vorsorgemaßnahmen entwickelt werden, schreiben Hermes Florez und Sumaya Castillo-Florez von der University of Miami in einem begleitenden Kommentar. Sie betonen die Bedeutung der körperlichen Fitness, die sich unabhängig vom Körpergewicht als wichtiger Faktor für ein längeres Leben erwiesen habe. Den übergewichtigen Diabetikern sei zu empfehlen, durch sportliches Training und eine mäßige Kalorienreduzierung das Körpergewicht zu senken, ohne Muskelmasse zu verlieren.