Appendizitis-Risiko steigt bei schlechter Luftqualität

Luftschadstoffe könnten zur Entwicklung einer "Blinddarmentzündung" beitragen
Industrielle Luftverschmutzung
Industrielle Luftverschmutzung
© U.S. National Parks Service
Calgary (Kanada) - Die Ursache einer Entzündung des Wurmfortsatzes, der Appendizitis, bleibt oft ungeklärt. Möglicherweise erhöhen bestimmte Luftschadstoffe das Risiko, an der fälschlicherweise als "Blinddarmentzündung" bezeichneten Erkrankung. Einen solchen Zusammenhang bestätigt jetzt eine kanadische Studie. Danach steigt mit dem Gehalt an Ozon und Stickstoffdioxid in der Luft die Zahl der Appendizitisfälle. Zum einen lösen die Schadstoffe Entzündungsreaktionen aus. Zum anderen könnten sie auch die Immunabwehr des Darms schwächen und so eine Infektion des Wurmfortsatzes begünstigen, schreiben die Forscher im "Canadian Medical Association Journal".

"Wenn sich unsere Ergebnisse bestätigen, könnten Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität die Häufigkeit von Appendizitis-Erkrankungen verringern", erklären Gilaad Kaplan von der University of Calgary und seine Kollegen. Die Forscher verglichen aufgezeichnete Daten über den Luftschadstoffgehalt in Calgary mit dem Zeitpunkt der Einlieferung von 5191 Appendizitis-Patienten in Krankenhäuser der Stadt. Zu den erfassten Schadstoffen zählten Ozon, Stickstoff- und Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Feinstaub.

Insbesondere für die Sommermonate ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen einer hohen Ozon- oder Stickstoffdioxidbelastung und der Zahl der Appendizitisfälle. "Aus ungeklärten Gründen erkranken Männer mit größerer Wahrscheinlichkeit als Frauen", schreiben die Forscher. Ein möglicher Grund dafür wäre, dass sich Männer häufiger im Freien aufhalten und daher mehr Schadstoffe aufnehmen. Einerseits ist aus anderen Studien bekannt, dass verschiedene Luftschadstoffe die Produktion entzündungsfördernder Botenstoffe verstärken, die auch für eine Appendizitis typisch sind. Falls andererseits die Luftverschmutzung nicht nur die Bakterienabwehr der Atemwege, sondern auch das Immunsystem des Darms schwächt, könnte das zu einer bakteriellen Infektion des Wurmfortsatzes beitragen, so die Forscher.

Bisherige Vermutungen über die Ursachen einer Appendizitis konnten nicht erklären, warum die Häufigkeit der Erkrankung mit Beginn der Industrialisierung in verschiedenen Ländern stark angestiegen ist. Für das erneute Absinken der Fallzahlen gegen Ende des 20.Jahrhunderts könnten gesetzliche Vorschriften zur Verbesserung der Luftqualität nach Ansicht der Autoren eine wichtige Rolle gespielt haben.

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Quelle: "Effect of ambient air pollution on the incidence of appendicitis", Gilaad G. Kaplan et al., Canadian Medical Association Journal, Online-Publikation, DOI:10.1503/cmaj.082068


 

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