Wie die Umwelt auf Wölfe wirkt
"Unsere Arbeit bietet Biologen eine relativ einfache Möglichkeit, um zu untersuchen, wie und warum Umweltveränderungen die evolutionäre Zukunft einer Spezies prägen können", ist sich Tim Coulson sicher. Der Populations-Biologe vom Londoner Imperial College und Studienleiter weiter: "Unsere Formeln können auch angewendet werden, um verbesserte Vorhersagen für andere Arten zu treffen." Dafür müssten allerdings genügend Daten über die Spezies und ihr Lebensumfeld vorliegen.
Die Wissenschaftler hatten seit 1995 insgesamt 280 Wölfe im Yellowstone-Park beobachtet. Dabei wurden neben genetischen Untersuchungen auch der Bestand, ihre Fortpflanzungsrate und diverse körperliche Werte aufgezeichnet. Anschließend wurden diese Daten mit den gemessenen Umwelteinflüssen in Beziehung gesetzt. Dabei wollten Coulson und seine Kollegen die sogenannte öko-evolutionäre Dynamik messen, also: wie Umwelt-Veränderungen evolutionären Reaktionen hervorrufen können. Die Studie ist Teil des Yellowstone-Wolf-Projekts, das die Tiere seit ihrer Wiedereinführung in den Park vor 16 Jahren begleitet.
Nach Verfeinerung der Methode sollen künftig auch Vorhersagen bei ganz anderen Arten von Lebewesen möglich sein - von Krokodilen über Stechmücken bis hin zu Pflanzenschädlingen. Beim Menschen könnte das Verfahren genutzt werden, um beispielsweise die Auswirkungen des wachsenden Übergewichts in der Bevölkerung auf Überlebens- oder Fortpflanzungsraten zu prognostizieren. Allerdings schränkt Coulson die aktuellen Möglichkeiten noch etwas ein: "Bisher haben wir bei den meisten Arten einfach noch nicht genügend Daten über die Spezies selbst und deren Umwelt. Wir brauchen mehr Informationen, um zu verstehen, wie die Natur vom fortschreitenden Klimawandel beeinflusst wird."