Vor einer Stammzelltherapie von Rückenmarksverletzungen sind Sicherheitstests nötig

Aus Körperzellen erzeugte iPS-Zellen können sich zu Nervenzellen weiterentwickeln, die eine Heilung von Rückenmarksverletzungen fördern - wenn sie vorher auf Sicherheit und Effizienz getestet wurden
Tokio (Japan) - Um verletztes oder erkranktes Gewebe zu ersetzen - etwa nach einem Herzinfarkt oder einer Rückenmarksverletzung - will man in Zukunft so genannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) einsetzen. Diese können aus normalen Körperzellen erzeugt werden. Eine solche Zelltherapie wäre aber nur dann möglich, wenn die iPS-Zellen zuvor auf ihre Fähigkeit, Tumoren zu bilden, getestet wurden, berichten japanische Forscher. Durch den Einsatz von iPS-Zellen, die sich im Tierversuch als sicher erwiesen hatten, gelang es ihnen bei Mäusen, das Nervenwachstum nach einer Rückenmarksverletzung anzuregen und die Beweglichkeit zu verbessern. Dabei kam es nicht zu einem Krebswachstum. Bevor körpereigene iPS-Zellen von Patienten klinisch einsetzbar sind, müssen noch große Hürden in der Zellkulturtechnik überwunden werden, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)".

"Vorab geprüfte Nervenstammzellen, die aus iPS-Zellen entstanden sind, erwiesen sich als sicher und stellen eine viel versprechende Quelle für eine Zelltherapie bei Rückenmarksverletzungen dar", erklären Hideyuki Okano von der Keio University in Tokio und seine Kollegen. In Experimenten mit Mäusen untersuchten die Forscher, welche von mehreren, unabhängig voneinander erzeugten Klonen von iPS-Zellen sich zur Regeneration von Rückenmarksnerven eignen. Die erste Voraussetzung war, dass sich die Stammzellen in einer Zellkultur in sämtliche Zellformen des Nervengewebes umwandeln ließen. Zudem durften aus iPS-Zellen entstandene Vorläufer von Nervenzellen nach Injektion in das Gehirn immundefekter Mäuse keine Tumoren erzeugen.

Nur auf diese Weise vorgetestete iPS-Zellklone erwiesen sich auch bei einer Zelltherapie von Rückenmarksverletzungen als sicher und effektiv. Die Forscher transplantierten aus iPS-Zellen erzeugte Vorläuferzellen neun Tage nach einer Verletzung in das Rückenmark von Mäusen. Dort entwickelten sich die Zellen zu Neuronen und Gliazellen weiter, ohne Krebswachstum auszulösen. Die Behandlung stimulierte das Wachstum von Nervenfasern und verbesserte die Beweglichkeit gelähmter Gliedmaßen. Die Verwendung "unsicherer" iPS-Zellen verbesserte die Beweglichkeit nur vorübergehend und verursachte ein Wachstum von Tumoren. Vor einem Einsatz menschlicher iPS-Zellen zur Therapie von Rückenmarksverletzungen, so die Forscher, seien zunächst Transplantationsstudien mit Affen erforderlich.

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Quelle: "Therapeutic potential of appropriately evaluated 'safe' induced pluripotent stem cells for spinal cord injury", Osahiko Tsuji et al.; Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Online-Publikation, http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.0910106107


 

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