Urzeit-Bären mehr Allesfresser als wählerische Esser

Schädelanalysen verraten Ernährungsgewohnheiten des ausgestorbenen Kurznasenbärs und des Höhlenbärs und stellen das Bild von Fleisch- und Pflanzenfresser in Frage
Rekonstruiertes Höhlenbär-Skelett in der Teufelshöhle bei Pottenstein
Rekonstruiertes Höhlenbär-Skelett in der Teufelshöhle bei Pottenstein
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Malaga (Spanien) - Als wählerische oder pingelige Esser sind die Bären der Urzeit kaum zu bezeichnen: Sie waren wohl doch viel mehr Allesfresser als bisher angenommen, berichten spanische Paläontologen nach Schädelanalysen. Der europäische Höhlenbär, der als Pflanzenfresser galt, fraß ihren Untersuchungen zufolge durchaus auch Fleisch. Der amerikanische Kurznasenbär hingegen, den Experten bislang für einen Fleischfresser hielten, machte vermutlich auch vor einer fleischlosen Mahlzeit nicht halt, berichten die Forscher im "Journal of Zoology". Damit waren die Urzeitbären sehr anpassungsfähig und konnten sich in einer sich verändernden Umwelt gut behaupten, legen die Ergebnisse nahe.

"Zu wissen, was ausgestorbene Bären gefressen haben, ist von höchster Bedeutung, um etwas über die Evolution von Fleischfressern im Pleistozän herauszufinden, als sich die klimatischen Bedingungen änderten", erklärt Borja Figueirido von der Universität Malaga. Gemeinsam mit Kollegen untersuchte Figueirido die Schädel- und Zahnstruktur acht heutiger Bären - darunter Panda- (Ailuropoda melanoleuca), Braun- (Ursus arctos) und Eisbär (Ursus maritimus) - sowie des ausgestorbenen Kurznasenbärs (Arctodus simus) und des Höhlenbärs (Ursus spelaeus). Anhand statistischer Analysen bestimmter Messpunkte an den Schädeln konnten die Paläontologen spezifische Muster struktureller Variation herausarbeiten. Dies erlaubte es ihnen, Rückschlüsse auf die Ernährungsweise der Bären zu ziehen, auch von Kurznasenbär und Höhlenbär. "Die Studie hat gezeigt, dass die Schädel- und Zahnmorphologie dieser beiden Bären mehr an eine omnivore Ernährung angepasst sind als an die spezialisierte, die man zuvor vorgeschlagen hatte", erläutert Figueirido.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Ecomorphological correlates of craniodental variation in bears and paleobiological implications for extinct taxa: an approach based on geometric morphometrics", B. Figueirido et al.; Journal of Zoology (Vol. 277, S. 70)


 

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