Unbenutzte Fremdsprachen gehen nicht vollständig verloren

Fremdsprachen, die man in der Kindheit lernt und später nicht mehr benutzt, verschwinden nicht spurlos aus dem Gedächtnis. Es bleibt zumindest so viel übrig, dass das Wiedererlernen leichter ist
Bristol (Großbritannien) - Von den Fremdsprachen, die man in der Schule lernt oder die man bei frühen Auslandsaufenthalten aufschnappt, scheint im späteren Leben oft nichts zu bleiben. Doch das Gehirn bewahrt offenbar über Jahrzehnte zumindest phonetische Reste auf, ohne dass sich ein Individuum dessen bewusst ist. Dies fand jetzt ein britisches Forscherteam in einem Experiment mit Probanden heraus, die in früher Kindheit Zulu oder Hindi sprechen konnten. Es zeigte sich, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift "Psychological Science", dass die Probanden schwierige Laute wieder ohne größere Mühe bilden konnten, obwohl sie meinten, alles vergessen zu haben.

Das Team um Jeffrey Bowers von der University of Bristol hat englische Muttersprachler, die in ihrer Kindheit Zulu oder Hindi sprechen konnten, zu einem Experiment eingeladen. Es sollten ganz bewusst die Sprachen Zulu und Hindi sein, da sie in ihrem phonetischen Bestand Laute haben, die für englischsprachige Menschen im Erwachsenenalter normalerweise sehr schwer zu erlernen sind. Die Probanden sollten zunächst aus einer Vokabelliste die Wörter angeben, die ihnen noch bekannt vorkamen. Dies schlug weitgehend fehl. Im zweiten Teil des Experiments brachten die Forscher den Versuchsteilnehmern bei, bestimmte schwierige Anlaute im Zulu oder Hindi zu unterscheiden und zu bilden. Dies fiel den Versuchspersonen ungewöhnlich leicht, obwohl diese Laute tatsächlich für englische Muttersprachler sehr schwierig sind.

Jeffrey Bowers und seine Kollegen schließen aus diesen Ergebnissen, dass es nicht nutzlos ist, kleine Kinder mit fremden Sprachen in Kontakt zu bringen. Selbst wenn sie mit diesen Fremdsprachen im Erwachsenenleben nichts mehr zu tun haben, bleibt ein Rest erhalten, der Einfluss auf die Sprachwahrnehmung hat. Diese Spuren können bewirken, dass das Wiedererlernen - falls dies einmal notwendig werden sollte - erleichtert wird.

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Quelle: "Preserved Implicit Knowledge of a Forgotten Childhood Language", Jeffrey S. Bowers, Sven L. Mattys, Suzanne H. Gage, Psychological Science, Vol 20, Issue 9 (2009), S. 1064-1069, DOI: 10.1111/j.1467-9280.2009.02407.x


 

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