Therapie von Hautkrebs: Gezielter Angriff auf Tumorstammzellen möglich
"Anti-VEGF-Therapien werden heute bereits zur Krebsbehandlung eingesetzt", sagt Cédric Blanpain von der Université Libre de Bruxelles, der Leiter des Forscherteams. Ziel dieser Therapien ist es zu verhindern, dass der Wachstumsfaktor die Entwicklung neuer Blutgefäße anregt, die ein Tumor zur Versorgung mit Nährstoffen benötigt. Eine solche Behandlung reicht jedoch nicht aus, alle Krebszellen zu beseitigen. Wichtiger sei es, so Blanpain, die erst jetzt nachgewiesene Stimulation der Krebsstammzellen durch von diesen selbst produziertes VEGF zu blockieren. Diese Wirkung kommt dadurch zustande, dass der Wachstumsfaktor auch an ein Bindeprotein der Krebsstammzelle ankoppelt und dabei das Protein Neuropilin-1 aktiviert. Dann werden Gene eingeschaltet, die die Vermehrung der Stammzellen anregen, so dass sich deren Reservoir nicht erschöpft. Diese Feedback-Regulation ist von Neuropilin-1 abhängig. Bei genetisch veränderten Mäusen, die das Protein nicht mehr bilden konnten, war es auch nicht mehr möglich, Hauttumoren auszulösen.
Weitere Versuche mit Mäusen zeigten, dass sich die Hauttumoren verkleinerten, wenn die VEGF-Produktion der Krebszellen blockiert war. Parallel dazu nahm die Zahl der Krebsstammzellen ab. "Es war erstaunlich zu beobachten, wie diese Tumoren in nur zwei Wochen völlig verschwanden", sagt Erstautor Benjamin Beck. In Zellkulturen konnte der VEGF-abhängige Selbsterhaltungsmechanismus der Krebsstammzellen durch Antikörper unterbunden werden, die den Kontakt zwischen VEGF und Neuropilin-1 verhindern. Das wäre ein vielversprechender völlig neuer Therapieansatz, der nicht nur das Tumorwachstum stoppen, sondern auch die Bildung von Metastasen hemmen könnte. Ob diese Strategie auch bei anderen Tumortypen erfolgreich wäre, ist noch nicht bekannt.