Schwimmende Käfige auf hoher See

Autonom über die Meere schwimmende Fischzuchtkäfige sollen - als kreative Lösung gegen die drohende Überfischung der Meere - den wachsenden Eiweißhunger der Menschheit umweltfreundlich stillen
Ein schwimmender Käfig Marke Aquapod hängt mit dem größten Teil seines Volumens unter Wasser
Ein schwimmender Käfig Marke Aquapod hängt mit dem größten Teil seines Volumens unter Wasser
© Ocean Farm Technologies, Inc
Cambridge (USA) - Wer in der wilden Natur nicht genug Nahrung findet, baut sie lieber selbst an. Dieses Konzept gilt auch für Fischfarmen, die an vielen Küsten effektiver Fische auf den Markt bringen, als es das klassische Fischerboot kann. Doch so viel Fische auf kleinem Raum können die Umwelt schädigen wie andere Monokulturen auch. Deshalb präsentieren US-Forscher jetzt die selbständig schwimmende Fischfarm. Der riesige kugelförmige Käfig ist mit Unterwassermotoren versehen, um sich selbstständig über die Meere fortzubewegen. Damit lässt sich auch jener Ozean nutzen, der zu tief ist, um herkömmliche Aquakultur-Käfige zu verankern. Obendrein pumpt der Propeller gleichzeitig Frischwasser durch den Käfig, was dichteren Fischbesatz möglich macht und die Übernutzung des Wassers weiter minimiert. Das System soll sogar Stürmen trotzen. Erste Tests vor der Küste Puerto Ricos verliefen erfolgreich, berichten die Forscher. Für die Zukunft halten sie auch GPS-gesteuerte Navigation für möglich, die den Käfig wieder zu ihrem Besitzer zurückbringt, wenn die Fische ausgewachsen sind. Zu klären bleiben Probleme der Energieversorgung und der Kollisionsgefahr mit dem Schiffsverkehr auf hoher See.

"Die Tests zeigen, dass das Konzept mobiler Käfig-Operationen technisch machbar ist", erklärt Cliff Goudey, Leiter des Offshore Aquaculture Engineering Centers am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er kooperierte mit der Firma Ocean Farm Technologies, den Entwicklern des runden Unterwasserfischkäfigs namens Aquapod. Sie bestehen aus einem Gitter aus Polyäthylen und Glasfaser, was einen Auftrieb ähnlich dem von Wasser liefert und genug Stabilität, um den Angriffen von Raubfischen zu widerstehen. Goudeys Team kombinierte einen Aquapod-Käfig von fast 19 Metern Durchmesser mit zwei großen, langsam laufenden Unterwasser-4,5kW-Propellermotoren, angetrieben über Kabel von einem Dieselgenerator an der Wasseroberfläche. Zum Einsatz kam der Prototyp in den Gewässern vor Culebra in Puerto Rico, wo die Firma Snapperfarm Inc. vor allem Offiziersbarsch (Rachycentron canadum), auch Cobia genannt, in Unterwasserkäfigen züchtet. Der Propellerkäfig ließ sich bequem und flexibel bewegen, mit einem Vortrieb von 30 Zentimetern pro Sekunde.

In Zukunft will Goudeys Team solche Käfige auch mit GPS-Empfängern und Routenplaner-Software ausrüsten, damit ein Käfig, falls er aus passenden Meeresströmungen heraustreibt oder starken Stürmen ausweichen muss, auch autonom manövrieren kann. Zu den Visionen gehört ebenfalls, das System mit erneuerbaren Energien zu betreiben, denkbar wären Solar- oder Wellenkraft. Und für die Sicherheit auf hoher See ist ein Kommunikationssystem nötig, damit schwimmende Käfige nicht mit Schiffen kollidieren. Obendrein gilt es die wirtschaftliche Machbarkeit von Hochsee-Fischfarmen zu überprüfen, so Goudey, nur sehr groß angelegte Projekte seien wohl existenzfähig. Dieser Frage möchte sich nun als nächstes widmen.

Kommerzielle Farmen liefern heute bereits mehr als die Hälfte der weltweit produzierten Menge an Fisch, Krabben- und Schalentieren. Allerdings liegen sie meist am Ufer von Seen und Meeren und arbeiten, wenn nicht mit Wassertanks oder -becken an Land, mit verankerten Käfigen, die regelmäßig umgesetzt werden. Wenn konzentriertes Futter und Hormone oder Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt werden, belasten diese die Umwelt besonders stark. Doch auch schadstoffarm gemanagte Fischfarmen züchten viel Fisch in wenig Wasser, wodurch konzentrierte Fäkalien das Wasser oder den Bodenschlamm überproportional stark belasten. Zudem ist das Umsetzen der großen Käfige mit Booten recht aufwändig und energieintensiv.

MIT
Quelle: Massachusetts Institute of Technology (MIT)


 

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