Rheumatoide Arthritis: Entzündung setzt Teufelskreis in Gang
"Wir hoffen, unsere Ergebnisse können dazu beitragen, neue Therapien zu entwickeln, die gegen schmerzhafte Entzündungen wirksam sind", sagt Kim Midwood vom Imperial College London. Sie und ihre Kollegen untersuchten die Bedeutung des Proteins Tenascin-C, das normalerweise nur in verletztem Gewebe und nur vorübergehend gebildet wird. Im Gelenk von Patienten mit rheumatoider Arthritis ist jedoch der Tenascin-C-Spiegel ständig erhöht. Bei genetisch veränderten Mäusen, denen das Tenascin-C-Gen fehlt, konnten die Forscher keine Gelenksentzündung mit Gewebeschäden auslösen. Umgekehrt verursachten Injektionen des Proteins in gesunde Gelenke die typischen Schwellungen und Entzündungen.
Immunzellen aus der Gelenksflüssigkeit von Patienten mit rheumatoider Arthritis reagierten auf den Kontakt mit Tenascin-C, indem sie verstärkt das Rezeptorprotein TLR4 bildeten. TLR4-Rezeptoren auf der Zelloberfläche dienen normalerweise dazu, bakterielle Infektionen zu erkennen und als Abwehrreaktion die Produktion entzündungsfördernder Cytokine zu veranlassen. Offenbar lässt sich die Gelenkserkrankung auf einen Teufelskreis zurückführen: Durch Entzündung geschädigtes Gewebe verstärkt die Tenascin-C-Produktion, was über TLR4-Aktivierung für fortdauernde Entzündungsreaktionen sorgt. Ziel weiterer Arbeiten sei es, durch Blockade von Tenascin-C überschießende Entzündungsreaktionen zu hemmen, ohne damit gleichzeitig die Infektionsabwehr zu schwächen, so die Forscher. Neue Medikamente würden dringend benötigt, da die vorhandenen Wirkstoffe bei vielen Patienten nicht ausreichend wirksam sind.