Neuer Infektionserreger gefährdet Mukoviszidose-Patienten

Die Betroffenen infizieren sich durch andere Patienten beim Aufenthalt in der Klinik mit Mycobacterium abscessus, einem leicht übertragbaren und oft hochresistenten Keim
Cambridge / Hinxton (Großbritannien) - Patienten mit der Erbkrankheit Mukoviszidose sind wegen der starken Schleimbildung in den Lungen besonders anfällig für bakterielle Infektionen. Meist sind die Erreger Pseudomonaden. Doch immer häufiger verursacht auch ein bestimmtes Mykobakterium lebensbedrohliche Lungeninfektionen. Jetzt haben britische Forscher durch DNA-Analysen gezeigt, dass diese Bakterien während eines Klinikaufenthaltes leicht von einem Mukoviszidose-Patienten auf den anderen übertragen werden können. Offenbar reichen die üblichen Vorsichtsmaßnahmen in den Behandlungszentren nicht aus, um eine Ansteckung zu verhindern, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „The Lancet“.

„Den genauen Mechanismus der Ansteckung müssen wir noch aufklären. Wir vermuten, dass die Übertragung des Erregers indirekt erfolgen könnte, etwa über kontaminierte Gegenstände oder durch Aerosole, die bei Lungenfunktionstests entstehen“, sagt Andres Floto von der University of Cambridge. Zusammen mit Julian Parkhill vom Sanger Institute und weiteren Kollegen analysierte er Untersuchungsmaterial aus den Lungen von 31 Mukoviszidose-Patienten, die mit Mycobacterium abscessus infiziert waren. Im Verlauf von fünf Jahren hatten alle Patienten zur Behandlung mehrfach dieselbe Klinik aufgesucht. M. abscessus ist mit dem Tuberkulose-Erreger verwandt, lebt aber normalerweise in Gewässern und Böden und stellt für gesunde Menschen nur eine geringe Gefahr dar. Doch bei Mukoviszidose-Patienten kann eine Infektion schwere Lungenschäden verursachen. Antibiotika sind nicht immer wirksam, da sich schnell resistente Stämme entwickeln können.

Die Forscher sequenzierten das gesamte Erbgut der Mykobakterien in jeder Probe. Ein DNA-Vergleich zeigte, dass sich elf Patienten mit einem genetisch nahezu identischen Erregertyp infiziert hatten. Die Bakterien mussten daher von einem auf den anderen übertragen worden sein. Bei den übrigen Patienten war die Infektion unabhängig voneinander durch Kontakt mit verschiedenen genetischen Typen des Umweltkeims erfolgt. „Unsere Ergebnisse werden helfen, Patienten vor dieser bedrohlichen Infektion zu schützen“, sagt Floto. Dazu müssen neue Schutzmaßnahmen für die Kliniken entwickelt werden, die Mukoviszidose-Patienten behandeln. Nach Schätzung der Forscher sind derzeit zwischen drei und zehn Prozent dieser Menschen mit multiresistenten M. abscessus-Bakterien infiziert – Tendenz steigend.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg