Musikhören macht Experten
"Offenbar erlaubt das häufige Hören eines bestimmten Musikgenres den Hörern, mit oder ohne formellem Training, implizit die Timing-Muster zu lernen, die für diesen Stil charakteristisch sind, und diese (implizite) Kenntnis zu nutzen, um zwischen echter und tempoveränderten Aufnahmen zu unterscheiden", schreiben Henkjan Honing und Olivia Ladinig im "Journal of Experimental Psychology: Human Performance and Perception". Sie präsentierten ihre Ergebnisse schon im Vorfeld auf der "Music & Language"-Konferenz an der Bostoner Tufts University. Die Forscher hatten ein Internet gestütztes Experiment genutzt, in dem Hörer mit einem breiten Spektrum musikalischer Hintergründe zwei verschiedene Aufnahmen des selben Stückes vergleichen sollten. Eine der Aufnahmen war im Tempo verändert. Es gab 15 Aufnahmen-Paare aus drei unterschiedlichen Genres.
"Die Ergebnisse zeigen, dass die Beurteilung des expressiven Timings nicht vom Expertenlevel der Hörer beeinflusst war", schreiben Honing und Ladinig. Dies widerspricht der so genannten "Experten-Hypothese", nach der die Hörer für solche Fähigkeiten aktives musikalisches Training benötigen sollen. Es untermauert vielmehr die "Expositions-Hypothese", nach der das Hirn solches Unterscheiden lernt, wenn es dem Musikgenre nur durch ausreichendes Hören ausgesetzt ist.
Vorabdruck unter http://www.hum.uva.nl/mmm/abstracts/honing-ladinig-2007a.html, DOI: 10.1037/a0012732