Mehr braunes Fettgewebe hilft beim Abnehmen

Die Blockade eines Appetit stimulierenden Hormons fördert bei Ratten auch das Wachstum von braunem Fettgewebe und drosselt die Gewichtszunahme
Baltimore (USA) - Die Blockade eines Hormons kann das Wachstum von braunem Fettgewebe anregen. Das bewirkt, dass weniger Fett gespeichert und mehr verbrannt wird. Auf diese Weise konnten amerikanische Forscher die Entwicklung von Fettleibigkeit bei Ratten verhindern. Die blockierte Produktion eines Hungerhormons im Gehirn bewirkte zum einen, dass die Tiere weniger fraßen. Zum anderen entwickelten sich braune Fettzellen im weißen Fettgewebe. Deren Aufgabe ist es, durch Fettabbau Wärme zu erzeugen. Das Wachstum brauner Fettzellen anzuregen könnte daher übergewichtigen Menschen helfen, ihr Körpergewicht zu normalisieren, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Cell Metabolism" (doi: 10.1016/j.cmet.2011.02.019).

"Wenn wir den menschlichen Körper dazu bringen könnten, 'schlechtes Fett' in 'gutes Fett' zu verwandeln, würden wir über eine neue Strategie verfügen, die Fettleibigkeit zu bekämpfen", sagt Sheng Bi von der Johns Hopkins University in Baltimore, der Leiter des Forscherteams. Das weiße Fettgewebe hat die Aufgabe, Fett zu speichern, und ist für die Fettpolster an Bauch, Hüften und Gesäß verantwortlich. Das braune Fettgewebe hingegen ist beim Menschen nur zu Beginn des Lebens stark entwickelt. Es baut Fett ab und erzeugt dabei Wärme, die das Baby vor der Kälte schützt. Beim Erwachsenen finden sich nur noch wenige Überreste des braunen Fettgewebes.

Bi und seine Kollegen untersuchten die Wirkungsweise des Appetit anregenden Hormons Neuropeptid Y (NPY), das in der Hirnregion des Hypothalamus gebildet wird. Aus Tierversuchen war bekannt, dass eine Überproduktion dieses Hormons zu Fettleibigkeit führen kann. In Experimenten mit Ratten gelang es nun den Forschern, die NPY-Produktion in einem Teil des Hypothalamus zu blockieren. Dazu injizierten sie den Tieren gentechnisch veränderte Viren, die das NPY-Gen abschalteten. Wie erwartet, nahmen die Ratten weniger Nahrung auf und hatten nach fünf Wochen ein geringeres Körpergewicht als unbehandelte Tiere. Erhielten alle dann sechs Wochen lang eine fettreiche Nahrung, wurden die Kontrolltiere fettleibig, die behandelten aber nicht.

Überrascht waren die Forscher, als sie das Fettgewebe der hormonblockierten Ratten näher untersuchten. In der Leistengegend hatte sich braunes Fettgewebe gebildet und das weiße Fettgewebe teilweise ersetzt. Noch ist nicht bekannt, wie der NPY-Mangel diese Umwandlung bewirken konnte. Bi vermutet, dass die Behandlung inaktive Stammzellen im weißen Fettgewebe aktiviert hatte, die sich dann zu braunen Fettzellen entwickelten. Wahrscheinlich verfügen auch erwachsene Menschen über solche schlafenden Stammzellen. Ob es möglich ist, diese zum Wachstum anzuregen und dadurch eine Gewichtsabnahme zu bewirken, müssen weitere Forschungen zeigen, sagt Bi. Die Blockade des NPY-Hormons verstärkte bei den Ratten auch die Bewegungsaktivität und normalisierte die Blutzuckerwerte. Inwieweit diese Effekte mit dem braunen Fettgewebe zusammenhängen, ist noch nicht geklärt.

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Quelle: "Knockdown of NPY Expression in the Dorsomedial Hypothalamus Promotes Development of Brown Adipocytes and Prevents Diet-Induced Obesity", Pei-Ting Chao et al.; Cell Metabolism, 13, 573, doi: 10.1016/j.cmet.2011.02.019


 

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