Gigantische Erdgasmengen schlummern in der Arktis
"Diese Lagerstätten befinden sich zum Großteil unter dem Nordpolarmeer mit weniger als 500 Meter Wassertiefe", berichten die Geologen um Donald L. Gautier vom US Geological Survey in Menlo Park. Mit aufwändigen Computermodellen analysierten die Forscher Daten der geologischen Strukturen und der durch viele Expeditionen zugänglichen Gesteinsproben. Da keine Studie zuvor auf diesen umfangreichen Datenschatz zugleich Zugriff hatte, ist von einer bisher nicht erreichten Zuverlässigkeit der Ergebnisse auszugehen. Die unentdeckten Ölvorräte bezifferten Gautier und Kollegen mit 90 Milliarden Barrel, das entspricht etwa dem dreifachen Weltjahresbedarf. Die Gasvorräte dagegen summieren sich mit 47 Billionen Kubikmeter auf das 16-fache der aktuellen Weltfördermenge.
"Obwohl sich nennenswerte Gasmengen in Alaska, Kanada und Grönland befinden, konzentrieren sich die ergiebigsten Gaslager auf russischem Territorium", schreiben die Geologen. Und das bezieht sich auf die heute schon international anerkannten Regionen. Der Sinn des besonders von russischer Seite intensiv betriebenen Machtpokers um noch größere Einflusszonen scheint damit zu schwinden. Doch da neben den fossilen Brennstoffen auch wertvolle Erze in der Arktisregion vermutet werden, wird das taktische Spiel um Förderrechte rund um den Nordpol kaum nachlassen.
Die Studie umfasst jedoch weder wirtschaftliche noch ökologische Risiken, die bei der Ausbeutung der neuen Lagerstätten auftreten können. Experten gehen aber von schweren Umweltschäden bei der möglichen Exploration der Öl- und Gasreservoirs aus. Dazu kommen noch die zusätzlichen Kohlendioxid-Mengen, die durch das Verbrennen dieser fossilen Energieträger die Erderwärmung weiter fördern würden.