Gespräche unter Riesenottern

Die Tiere nutzen mindestens 22 verschiedene Lautäußerungen zur Kommunikation
Der Riesenotter ist ein sehr geselliges und kommunikatives Tier
Der Riesenotter ist ein sehr geselliges und kommunikatives Tier
© U.S. Fish & Wildlife Service
Ulm - Riesenotter haben ein ausgeprägtes Sozialleben. Dementsprechend komplex ist ihr Wortschatz, haben zwei Biologinnen aus Ulm jetzt beobachtet. Sie konnten bei erwachsenen Tieren insgesamt 22 unterschiedliche Lautäußerungen klassifizieren, die in verschiedenen Lebenslagen zum Einsatz kommen – von der reinen Kontaktaufnahme über Betteln und Warnung bis hin zur Partnersuche. Außerdem definierten sie elf Laute von Neugeborenen, die zum Teil bereits den Erwachsenenlauten ähneln, berichten die Forscherinnen im Fachblatt „PLoS ONE“.

„Ein Vergleich innerhalb der Unterfamilie der Otter legt nahe, dass es eine Verbindung gibt zwischen der Komplexität der Lautäußerungen und der des Soziallebens“, schreiben Christina Mumm und Mirjam Knörnschild von der Universität Ulm. Und Riesenotter seien dabei vermutlich diejenige Otterart mit dem komplexesten Sozialgefüge und auch dem komplexesten Programm an Lautäußerungen. Die beiden Biologinnen hatten Gruppen südamerikanischer Riesenotter (Pteronura brasiliensis) sowohl in freier Wildbahn als auch in Gefangenschaft beobachtet und die Lautäußerungen der Tiere aufgezeichnet und analysiert. Dann ordneten sie diese anhand der akustischen Struktur ein und setzten die jeweiligen Töne auch in Beziehung zu den Verhaltensweisen, in denen die Otter diese bevorzugt einsetzen. Außerdem beschrieben sie die Lautäußerungen neugeborener Riesenotter.

Bei erwachsenen Ottern fand sich ein Repertoire von 22 verschiedenen Lauten, darunter Bellen, Brummen, Pfeifen, Schnauben, Winseln, Schreien und Knurren. Die Biologinnen konnten diesen ganz bestimmte Funktionen zuordnen. So dienten manche zum Beispiel dazu, andere Gruppenmitglieder zu rufen – etwa beim gemeinsamen Schwimmen, Laufen oder Spielen – andere wiederum als Warnung, Drohung oder Betteln. Die elf Laute von Neugeborenen waren ebenfalls komplex. Es gab dabei alterstypische, die die Kleinen zum Beispiel beim Säugen von sich gaben oder wenn sie von einem Bau zum anderen befördert wurden. Andere Lautäußerungen dagegen glichen bereits den Lauten der Erwachsenen und hatten auch ähnliche Funktionen inne.

Der Riesenotter lebt in Regenwäldern Südamerikas und erreicht eine Größe von rund zwei Metern, wobei der Schwanz etwa 70 Zentimeter ausmacht. Die tagaktiven Tiere leben in engen Gruppen von meist fünf bis acht Individuen, in denen sich für gewöhnlich der Nachwuchs aus unterschiedlichen Jahren um ein fortpflanzungsfähiges Paar gesellt.

© Wissenschaft aktuell


 

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