Brustkrebs: Zusatzmedikament erhöht Wirksamkeit von Herceptin

Die gleichzeitige Gabe eines zweiten Medikaments verhindert, dass Krebszellen gegen Herceptin resistent werden
Molekülmodell der Kristallstruktur der Tyrosinkinase c-Src
Molekülmodell der Kristallstruktur der Tyrosinkinase c-Src
© S. Jähnichen / Protein Data Bank (PDB)
Houston (USA) - Bestimmte Formen von Brustkrebs lassen sich gezielt und effektiv mit Herceptin behandeln. Krebszellen können sich aber so verändern, dass das Mittel unwirksam wird. Jetzt konnten amerikanische Forscher durch Einsatz eines zweiten Medikaments diese Resistenzentwicklung verhindern. Der Antikörper Saracatinib blockiert ein zentrales Element der Signalübertragung und verhindert damit, dass die Krebszellen mehrere mögliche Resistenzmechanismen entwickeln. Klinische Studien müssen nun klären, ob die positiven Ergebnisse der Tierversuche auf den Menschen übertragbar sind, schreiben die Mediziner im Fachjournal "Nature Medicine".

"Diese Kombinationstherapie ist eine viel versprechende Behandlung für Patientinnen mit Herceptin-resistentem Brustkrebs", sagt Dihua Yu vom Krebszentrum der University of Texas in Houston. Krebszellen können auf unterschiedliche Weise eine Resistenz gegen den monoklonalen Antikörper Trastuzumab (Handelsname: Herceptin) entwickeln. Die Krebs hemmende Wirkung dieses Antikörpers beruht darauf, dass er an den Rezeptor eines Wachstumsfaktors (HER2) auf der Oberfläche von Krebszellen bindet und dessen Funktion blockiert. Das Medikament wirkt nur bei Krebsformen, die HER2 im Überschuss produzieren. Bei solchen HER2-positiven Brustkrebszellen, die entweder von Anfang an oder nach einer Herceptinbehandlung nicht mehr auf Herceptin reagieren, haben Dihua Yu und ihre Kollegen eine starke Aktivierung des Enzyms SRC nachgewiesen.

In Versuchen mit Zellkulturen und Mäusen konnten sie zeigen, dass die Aktivität dieses Enzyms, einer Tyrosinkinase, mit der Herceptinresistenz gekoppelt ist. Auch bei Analysen von Proben menschlicher Brusttumoren ergab sich ein enger Zusammenhang zwischen hoher SRC-Aktivität und Herceptinresistenz. Zudem hatten Brustkrebspatienten mit schwacher SRC-Aktivität eine fast doppelt so lange Überlebensdauer wie diejenigen mit sehr aktivem Enzym. Wurden Mäuse mit Herceptin-resistenten Tumoren mit Herceptin und Saracatinib, einem gegen SRC gerichteten Antikörper, behandelt, so schrumpfte das Tumorvolumen in 25 Tagen um 90 Prozent. Mit Herceptin allein blieb die Größe der Tumoren in dieser Zeitspanne etwa gleich, mit Saracatinib allein stieg sie um mehr als das Doppelte an. Die SRC-Blockade durch Saracatinib hemmt auf einen Schlag mindestens fünf verschiedene Signalwege, von denen jeder eine Herceptinresistenz verursachen würde, sagt Yu.

Nur etwa 26 Prozent der Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs sprechen auf eine Monotherapie mit Herceptin an. Erst in Kombination mit einer anderen Chemotherapie steigt der Wert auf 40-60 Prozent. Die Verabreichung von Saracatinib als einzigem Krebsmedikament hat sich als unwirksam erwiesen. Erste Studien haben ergeben, dass der Einsatz von Saracatinib mit weniger Nebenwirkungen verbunden ist als der bereits zugelassene SRC-Hemmer Dasatinib.

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Quelle: "Combating trastuzumab resistance by targeting SRC, a common node downstream of multiple resistance pathways", Siyuan Zhang et al.; Nature Medicine, Online-Publikation, DOI: 10.1038/nm.2309


 

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