Auch unter den Spinnen gibt es Vegetarier

Eine mittelamerikanische Springspinne ernährt sich hauptsächlich von pflanzlicher Kost
Eine weibliche Bagheera kiplingi-Spinne frisst ein Belt'sches Körperchen einer Akazie
Eine weibliche Bagheera kiplingi-Spinne frisst ein Belt'sches Körperchen einer Akazie
© Christopher J. Meehan et al., Current Biology (2009)
Villanova (USA) - Nicht alle Spinnen sind Räuber. Amerikanische Biologen haben jetzt entdeckt, dass sich eine mittelamerikanische Spinnenart überwiegend vegetarisch ernährt. Hauptnahrungsquelle sind bestimmte Blattstrukturen von Akazien, die sich entwickelt haben, um Ameisen anzulocken. Die Ameisen nutzen der Pflanze, indem sie Schädlinge abwehren. Die Spinnen wiederum nutzen diese Situation aus und ernähren sich ohne Gegenleistung von den Pflanzenteilen - ungewöhnlich für Spinnen also von fester Nahrung. Diese Beobachtungen werden durch chemische Analysen bestätigt, schreiben die Forscher online im Fachblatt "Current Biology".

"Bislang glaubte man, dass Spinnen gar nicht fähig sind, feste Nahrung aufzunehmen", sagt Christopher Meehan von der Villanova University. Räuberische Spinnen spritzen Verdauungssäfte auf gefangene Beutetiere und saugen danach die so verflüssigte Nahrung auf. Meehan und Eric Olson von der Brandeis University in Waltham haben jedoch festgestellt, dass sich Springspinnen der Art Bagheera kiplingi, die sie in Mexiko und Costa Rica beobachteten, auf ungewöhnliche Weise ernähren. Die Spinnen leben auf Akazien, die auch von Ameisen bewohnt werden. Sie fressen die so genannten Belt'schen Körperchen, protein- und fetthaltige Blattstrukturen, die den Ameisen als Nahrung dienen. Spezielle Nektarquellen und die "Futterkörperchen" sind die Gegenleistung der Akazie dafür, dass die Ameisen Fraßfeinde abwehren. Den Bagheera-Spinnen gelingt es, durch ihr exzellentes Sehvermögen und die schnellere Fortbewegung den patrouillierenden Ameisen auszuweichen. Besonders die jungen Spinnen müssen vor den Ameisen auf der Hut sein. Die Forscher vermuten, dass sie sich ähnlich wie die Ameisen verhalten und vielleicht sogar deren Geruch imitieren, um nicht erkannt zu werden.

Die Forscher bestätigten die Ergebnisse ihrer direkten Beobachtungen und Videoaufnahmen durch chemische Analysen, indem sie den Gehalt an Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen der Bagheera-Spinnen ermittelten. Danach ähnelt die Art ihrer Nahrung der Nahrung der Ameisen weitaus mehr als der Nahrung anderer Spinnenarten. Die außergewöhnliche Ernährungsweise der Spinnen ist wahrscheinlich mit einem anderen ungewöhnlichen Verhalten gekoppelt. So gebe es Hinweise darauf, dass männliche Bagheera-Spinnen mithelfen, ihre Brut zu beschützen - ein für Spinnen ganz untypisches Verhalten, das die Forscher jetzt genauer untersuchen wollen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Herbivory in a spider through exploitation of an ant-plant mutualism", Christopher J. Meehan et al.; Current Biology, Online-Publikation, 13. Oktober 2009


 

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