Antibiotikum wirkt bei Reizdarmsyndrom

Das Breitbandantibiotikum Rifaximin lindert die Symptome der chronischen Darmkrankheit
Los Angeles (USA) - Darmbakterien spielen als Ursache des Reizdarmsyndroms offenbar eine wichtige Rolle. Das bestätigen die Ergebnisse zweier amerikanischer Studien. Dabei erzielte die Behandlung mit dem Antibiotikum Rifaximin eine längere Zeit anhaltende Linderung der Krankheitssymptome. Das Medikament ist gegen alle Gruppen von Darmbakterien wirksam und sehr gut verträglich, da es nur im Darm wirkt und nicht ins Blut übergeht. Weiterführende Studien könnten helfen, die noch unbekannten Ursachen der chronischen Darmerkrankung aufzuklären und die Therapie weiter zu verbessern, schreiben die Mediziner im "New England Journal of Medicine".

"Jahrelang waren die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Reizdarmsyndrom extrem begrenzt. Durch diese antibiotische Therapie fühlen sich die Patienten besser - auch noch nach dem Absetzen des Medikaments", sagt Mark Pimentel, Leiter der am Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles durchgeführten Studien. An den beiden Doppelblindstudien nahmen jeweils etwa 600 Patienten mit Reizdarmsyndrom teil, die an leichten bis mäßig starken Durchfällen und Blähungen litten. Zwei Wochen lang nahmen sie dreimal täglich eine Rifaximin-Tablette oder ein Placebo ein. Vier Wochen später gaben 40 Prozent der Probanden aus der Rifaximin-Gruppe an, dass die Schmerzen, Blähungen und Durchfällen nachgelassen hatten. In der Placebo-Gruppe waren es nur 30 Prozent. Auch zehn Wochen nach Ende der Behandlung blieb der positive Effekt bestehen.

"Diese Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Darmbakterien eine Ursache des Reiszdarmsyndroms sein könnten", sagt Yehuda Ringel von der University of North Carolina in Chapel Hill, der an den Studien beteiligt war. Die Bakterien abtötende Wirkung von Rifaximin könnte die Produktion schädlicher Stoffwechselprodukte bestimmter Darmkeime drosseln oder die Immunfunktion des Darms bei übermäßigem Bakterienwachstum verbessern. Noch ist nicht bekannt, ob die Patienten auch von einer wiederholten oder länger andauernden Behandlung mit dem Antibiotikum profitieren würden.

Beim Reizdarmsyndrom, auch Reizkolon oder "Nervöser Darm" genannt, kommt es zu Unterleibsschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung. Manche Patienten klagen hauptsächlich über Durchfälle, andere leiden mehr unter Verstopfung und bei einer dritten Gruppe treten beide Symptome im Wechsel auf. Bisher erfolgt die Behandlung durch Schmerz- und Abführmittel, Mittel gegen Durchfall, ballaststoffreiche Ernährung und psychologische Therapie. Rifaximin (Handelsname: Xifaxan) wurde durch chemische Veränderung des Antibiotikums Rifamycin entwickelt und ist zum Einsatz gegen Reisediarrhoe zugelassen. Seine Bakterien abtötende Wirkung beruht auf der Hemmung der bakteriellen RNA-Synthese.

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Quelle: "Rifaximin Therapy for Patients with Irritable Bowel Syndrome without Constipation", Mark Pimentel et al.; New England Journal of Medicine, Vol. 364, p. 22


 

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