Alzheimer: Immuntherapie im Frühstadium wirksamer und verträglicher
"Es könnte sich herausstellen, dass wir zukünftige Immuntherapien an den individuellen Amyloid-Spiegel des Patienten anpassen müssen", berichtete R. Scott Turner von der Georgetown University in Washington. Sein Forscherteam arbeitete mit genetisch veränderten Alzheimer-Mäusen, die nur mäßige oder schon fortgeschrittene Krankheitssymptome zeigten. Die Wissenschaftler verabreichten den Tieren intravenös monoklonale Antikörper, die gegen das Beta-Amyloid gerichtet waren. Nach einer solchen passiven Immunisierung können Entzündungsreaktionen leichte oder stärkere Hirnschwellungen verursachen. Möglich wäre auch eine aktive Immunisierung, also die Impfung mit einem Beta-Amyloid-Impfstoff, der das Immunsystem dazu anregt, eigene Antikörper zu produzieren. Dabei ist mit ähnlichen Nebenwirkungen zu rechnen. "Übermäßige Entzündungen würden den Nutzen einer Immuntherapie begrenzen und in einigen Fällen neue Probleme schaffen, so Turner."
Vor und nach der Therapie ermittelten die Forscher den Beta-Amyloid-Gehalt in Gehirn und Blut sowie den Spiegel an entzündungsfördernden Botenstoffen. Bei Mäusen mit nur wenig ausgeprägten Ablagerungen sank der Beta-Amyloid-Gehalt im Gehirn ohne Anzeichen einer Entzündung. Bei den anderen Mäusen blieb der Abbau von Beta-Amyloid aus und es waren verstärkte Entzündungsreaktionen im Gehirn messbar. Die Forscher schließen daraus: Je fortgeschrittener das Krankheitsstadium, desto größer ist die Gefahr von Nebenwirkungen in Form einer Enzephalitis oder Hirnschwellung bei einer Immuntherapie. Für eine gefahrlose passive Immunisierung sei es möglicherweise nötig, die Dosierung der verabreichten Antikörper der zuvor gemessenen Beta-Amyloid-Belastung des jeweiligen Patienten anzupassen.