Vorteil für den Schneckenkönig
"Eine neue Schneckenart mit umgekehrter Gehäusewindungsrichtung entwickelt sich beschleunigt in solchen Gebieten, in denen auch Schneckennattern leben", schreiben Masaki Hoso von der Tohoku University in Sendai und Kollegen. Die Forscher untersuchten das Vorkommen von Satsuma-Schnecken, Landlungenschnecken aus der Familie der Camaenidae, die der asiatischen Schneckennatter (Pareas iwasakii) als Beute dienen. Diese Schnecken tragen Gehäuse mit rechts, das heißt im Uhrzeigersinn gedrehten Windungen. Es stellte sich heraus, dass die Schlangen diese Normalform als Beute bevorzugten und die seltenen Mutanten mit umgekehrt gedrehter Gehäusewindung öfter verschmähten.
Die Biologen vermuten, dass die Ursache dafür in einer asymmetrischen Anordnung der Schlangenzähne liegt. Das macht das Herausziehen der Beute aus einer rechts gedrehten Schale leichter als aus einer links gedrehten Schale. Durch diese Form der Selektion wird der Nachteil, nur schwer gleichartige Paarungspartner zu finden, mit einer höheren Überlebensrate der Schneckenkönige ausgeglichen. Darum wird das mutierte Gen auch nicht aus der Schneckenpopulation eliminiert, sondern bleibt erhalten, so dass seine Träger sich zu einer neuen Art entwickeln könnten. "Die Artenbildung durch natürliche Selektion bedarf möglicherweise geringerer genetischer Veränderungen, als man bisher dachte", so die Forscher.
Auch unsere Weinbergschnecken tragen normalerweise Gehäuse mit rechtsgängiger Windung. Um die Windungsrichtung zu ermitteln, dreht man das Schneckenhaus so, dass seine Öffnung nach unten und vorn zeigt. Bei rechts gewundener Schale befindet sich diese Öffnung dann rechts von der Schalenlängsachse, bei links gewundener Schale ist sie links davon. Nur eine von mindestens 10.000 Weinbergschnecken ist ein Schneckenkönig.