Singvögel trällern mit superschnellen Muskeln
"Mit diesen außergewöhnlichen Muskeln erlangen Vögel eine präzisere Kontrolle über ihre Stimme und können aktiv Lautstärke und Frequenz ihres Liedes schneller ändern, als es bisher physikalisch für möglich gehalten wurde", erklärt Coen Elemans. Gemeinsam mit seinen Kollegen von der University of Utah hatte der Biologe die Muskelaktivität bei ungehindert singenden Vögeln untersucht sowie Labormessungen an isolierten Muskeln durchgeführt. Stare und Zebrafinken können Muskeln ihres Stimmapparates in lediglich drei bis vier Millisekunden kontrahieren und wieder entspannen, beobachteten die Wissenschaftler. Das ist hundert mal schneller als die 300 bis 400 Millisekunden, die ein Mensch zum Blinzeln benötigt. Mit diesen Muskeln bewegen die Vögel Strukturen, die der Stimmlippe des Menschen entsprechen, und modulieren damit Lautstärke und Frequenz des Tons.
Superschnelle Muskeln kennen Biologen zum Beispiel von den Geräusch erzeugenden Organen der Klapperschlange oder den Schwimmblasenmuskeln mancher Fische. Diese Muskeln können mechanische Arbeit mit einer Frequenz von 100 Hertz verrichten. Die superschnellen Muskeln der Singvögel kommen sogar auf 250 Hertz, was bedeutet, dass die Vögel die für Töne zuständigen Muskeln 250 mal in der Sekunde an- und entspannen können und damit ihre Lieder modulieren. Mit ihrer Untersuchung zeigen Elemans und seine Kollegen, dass dieser Muskeltyp, der für extrem außergewöhnlich gehalten wurde, im Tierreich möglicherweise weiter verbreitet ist als bislang vermutet.