Paviane - Hochrangige Männchen heilen schneller

Trotz des Stresses, den ein hoher Rang in der Gruppe mit sich bringt, sind Alpha-Männchen weniger lange krank
Bei Auseinandersetzungen mit Rivalen kommt es bei Pavianmännchen auch zu Verletzungen.
Bei Auseinandersetzungen mit Rivalen kommt es bei Pavianmännchen auch zu Verletzungen.
© Courtney Fitzpatrick
Notre Dame (USA) - Je höher der Rang, desto besser die Heilung – zumindest bei Pavianen. Ranghohe Männchen erholen sich schneller von Verletzungen und Krankheiten als ihre rangniederen Artgenossen. Das haben amerikanische Biologen erstmals bei den Primaten beobachtet. Der soziale Rang spielt dabei sogar eine größere Rolle als das Alter, berichten sie im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences”. Die Forscher konnten allerdings nicht klären, ob der Rang sich auf die Gesundheit auswirkt oder ob umgekehrt der Gesundheitszustand ausschlaggebend für die Position in der Gruppe ist. Offenbar wirkt sich der mit der hohen Position verbundene Stress nicht so negativ auf die Gesundheit aus wie der Stress, mit dem die Tiere in niederen Positionen umgehen müssen.

„Bei Mensch und Tier war es immer eine große Diskussion, ob der Stress an der Spitze besser oder schlimmer ist als der Stress am unteren Ende“, sagt Elizabeth A. Archie von der University of Notre Dame. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass zwar Tiere in beiden Positionen Stress erleben, aber mit hohem Rang mehrere Faktoren einhergehen, die Männchen vor den negativen Effekten von Stress schützen.“ Die Biologen hatten Daten zu Verletzungen und Krankheiten und Genesung aus 27 Jahren Beobachtung von Pavianen in freier Wildbahn analysiert. Sie untersuchten, wie sich unterschiedliche Faktoren wie Alter, Kondition, Stress, Fortpflanzungserfolg und die Testosteronwerte auf die Immunfunktionen auswirkten.

Frühere Studien waren zu dem Ergebnis gekommen, dass die hohen Testosteronwerte und die Anstrengungen um die Fortpflanzung die Immunabwehr schwächen können und dass diese Stressbelastung bei hochrangigen Männchen am stärksten ist. Archie und ihre Kollegen fanden in ihren Analysen aber, dass Alpha-Männchen, also die Männchen mit dem höchsten Rang innerhalb der Gruppe, am schnellsten heilten – sogar schneller als andere hochrangige Männchen. Auch wenn bislang unklar bleibt, ob der Rang die Gesundheit oder umgekehrt die Gesundheit den Rang beeinflusst, könnten die Ergebnisse doch helfen zu klären, welche Effekte der soziale Status auf Immunfunktionen und Gesundheit eines einzelnen Individuums hat.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Social status predicts wound healing in wild baboons”, Elizabeth A. Archie et al.; Proceedings of the National Academy of Sciences, DOI:10.1073/pnas.1206391109


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg