Drohender Schneemangel in den Alpen

Detaillierte Studie offenbart das wachsende Risiko für Schneemangel in mehr als 2000 Wintersportgebieten
Satellitenbild der Alpen.
Satellitenbild der Alpen.
© ESA
Grenoble (Frankreich) - Trotz aktuell recht guter Schneelage drohen mit der fortschreitenden Erderwärmung schwierige Zeiten für den Wintersport in europäischen Skigebieten. Schon heute setzen viele Regionen Schneekanonen ein, um über die gesamte Saison von November bis Ostern die Pisten zu beschneien. Eine französisch-österreichische Forschergruppe analysierte nun das Risiko für einen Schneemangel mit der zukünftigen Erderwärmung von zwei bis vier Grad über das vorindustrielle Niveau im Detail. Über den gesamten Kontinent betrachteten sie dabei 2234 Skigebiete in 28 Staaten von Norwegen über die Alpenländer bis Spanien. Wie sie in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" berichten, kann bei einen Temperaturanstieg von vier Grad ohne künstlichen Schnee fast nirgends mehr Ski gefahren werden.

Hughes Francois von der Université Grenoble Alpes und seine Kolleginnen und Kollegen blicken so genau in die schwierige Zukunft des europäischen Wintersports wie keine Studie zuvor. Dabei griffen sie auf verfügbare Klimamodelle zurück und berechneten das natürliche Schneeaufkommen für verschiedene Stadien der Erderwärmung mit 1,5, zwei, drei oder vier Grad Celsius. Für die einzelnen Skigebiete beachteten sie zudem den Einfluss der Wintertemperaturen und der Höhe in 100 Meter Schritten. Sollte es gelingen, die Erderwärmung bei zwei Grad zu stoppen, wäre Wintersport ohne künstliche Beschneiung in gut der Hälfte der 2234 Gebiete nicht mehr ohne ein großes Schneemangelrisiko möglich. Dieses Risiko definieren sie bei einem Schneemangel alle zwei Jahre als sehr groß, bei zu wenig Schnee alle fünf Jahre als klein.

Der zunehmende Einsatz von Schneekanonen verringert jedoch den Anteil der stark gefährdeten Wintersportgebiete auf 27 Prozent. Gerade in tiefer liegenden Regionen wäre es dann immer noch zu warm, um künstlichen Schnee erzeugen zu können. Bei vier Grad Erwärmung könnte das sehr hohe Risiko für Schneemangel für 98 Prozent aller Skiregionen auf 71 Prozent der Gebiete gesenkt werden. Allerdings betonen die Forschenden, dass der Einsatz von Schneekanonen zusätzliche Energie benötigt und damit ebenfalls die CO2-Emissionen ansteigen ließe. Zudem bestünde nicht selten die Gefahr eines hohen zusätzlichen Wasserverbrauchs selbst in heute schon relativ trockenen Regionen.

Mit dem Blick auf die einzelnen Regionen wird es selbst beim Erreichen des Zwei-Grad-Ziels europaweit kaum eine Region geben, die weitestgehend ohne künstliche Beschneiung auskommen wird. Mit Schneekanonen werden in den nördlichen Ländern wie Norwegen und in den Alpenregionen der Schweiz, von Österreich und Frankreich in höheren Lagen noch halbwegs gute Wintersportbedingungen herrschen können. In den deutschen, italienischen und besonders den slowenischen Alpen wären die Schneebedingungen bereits etwas schlechter. Deutlich schwieriger wird Wintersport in den Karpaten, den Pyrenäen und auf dem Balkan. Keine nennenswerte Zukunft prognostiziert diese Studie für die kleinen Skigebiete in den meisten europäischen Mittelgebirgen, in Spanien, auf den britischen Inseln und im italienischen Apennin.

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