Im O-Ton

"Wenn wir jetzt nicht handeln" und die Vorteile einer grünen Wirtschaft

Connie Hedegaard, dänische Ministerin für Klima und Energie
Connie Hedegaard, dänische Ministerin für Klima und Energie
© Lizette Kabré. Climate congress

Connie Hedegaard, erste dänische Ministerin für Klima und Energie und frühere Umweltministerin, beschrieb auf der Climate Change-Tagung in Kopenhagen aktuelle Standpunkte. Im selben Kongresszentrum, in dem in neun Monaten die Weltpolitik - der UN-Weltklimarat IPCC - einen neuen Klima-Deal aushandeln soll, trafen sich Mitte März internationale Wissenschaftler. Sie präsentierten die neuesten Forschungsdaten, um dem Nachfolger des Kyoto-Protokolls eine solide Grundlage zu liefern.


Zur Rolle der Wissenschaft
Die Wissenschaft hat klargemacht, dass wir Teil des Problems sind. Unsere Auswirkungen auf den Planeten steigen. Ebenso wie die Kosten für unser Nichtstun. Die Uhr tickt, in nur neun Monaten muss sich die Welt hier in Kopenhagen auf ein Klima-Abkommen einigen. Die Welt braucht ein ehrgeiziges und wirklich globales Abkommen, eines, das dem Grundprinzip der neuen Weltwirtschaft entspricht, der grünen Wirtschaft. Und die Wissenschaft muss uns informieren und unsere Entscheidungen leiten. Die Wissenschaftler müssen uns Politikern erzählen, was sie wissen: laut und klar.


Zur Wirtschaftskrise
Es stimmt sorgenvoll, dass im Jahr einer internationalen Resolution die Kompetenz der Wissenschaft im Schatten der ernsten Wirtschaftskrise verblasst. Doch die Wirtschaftskrise ist ganz sicher keine Entschuldigung fürs Nichtstun. Im Gegenteil, sie ist eine Chance, einen neuen Kurs zu setzen und unsere Wirtschaft auf große Möglichkeiten zuzusteuern. Tatsächlich sind die Stragegien, die wir brauchen, um dem Klimawandel zu begegnen und unsere zentrale Infrastruktur wiederzubeleben, genau dieselben Richtlinien, die helfen können, unsere Wirtschaft neu auszurichten und wiederzubeleben


Vorteile der Umweltfreundlichkeit
Dänemark kennt den positiven Effekt, wenn man Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien verstärkt: Binnen 30 Jahren sind wir von beinah kompletter Abhängigkeit von ausländischen Energiequellen zum Energie-Exporteur geworden, und zu einem der Energie-effizientesten Länder der Welt. Wir hatten ein Wirtschaftswachstum von fast 80 Prozent zu verzeichnen, bei kaum einem Anstieg unseres Energieverbrauchs. Heute machen saubere Technologie und erneuerbare Energien etwa zehn Prozent unseres gesamten Exports aus und sind einer unserer am schnellsten wachsenden Exportbereiche.


Wirtschaft profitiert
Wir behaupten nicht nur, dass grünes Wachstum sich auszahlt, wir haben es in sauberen, kalten Zahlen bewiesen. Wir haben belegt, dass grünes Wachstum die Millionen neuer Jobs liefern kann, die die Welt braucht. Dass es die Wirtschaftsentwicklung diversifizieren kann. Die Wissenschaftler haben das Problem vor uns erkannt, und sie können uns auch mit der Forschung für eine neue Technologiegeneration führt, die uns beim Lösen hilft. Ich glaube fest, dass zukünftige Politik von Wissenschaft geleitet werden muss, auch wenn es um schwierige politische Entscheidungen geht.


Worauf es ankommt
Es geht nicht nur darum, unser Klima zu retten, es ist viel komplizierter und doch tatsächlich recht einfach: Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir kein Wirtschaftswachstum stützen können. Wir bleiben Geiseln veralteter Energiesysteme. Wir riskieren katastrophale Veränderungen unseres Klimas, was Destabilisierung, Konflikte und massive Flüchtlingsströme verursachen wird, aufgrund von Wasser- und Lebensmittelknappheit in vielen Teilen der Welt. Wir können es uns schlicht nicht leisten, nicht in eine grüne Zukunft zu investieren.

Aufgezeichnet von Dörte Saße



 

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