"Generation Websurfer" findet sich online nicht in der Politik zurecht

Fehlendes Wissen über Strukturen lassen Recherchen ins Leere laufen – Webseiten von Regierungsbehörden müssen umorganisiert werden
University Campus (USA) - Junge Erwachsene wissen nicht, wie sie das Internet nutzen sollen, um besser an Politik teilnehmen zu können. Das ist das Fazit einer Studie, die gerade auf der zwölften "International Digital Government Research Conference" vorgestellt wurde. Gleichzeitig bemängelten die Forscher, dass Webseiten amerikanischer Regierungsbehörden falsch aufgesetzt seien: Letztlich seien sie meist nur geeignet, Informationen nach außen zu geben, aber nicht konzipiert, Input von außen aufzunehmen.

In der Untersuchung hatte das Team um Jens Grossklags von der Pennsylvania State University den Teilnehmern verschiedene Aufgaben gestellt: Sie sollten den dafür zuständigen Regierungsbehörde mitteilen, dass sie eine striktere Verschreibungspraxis für Medikamente fordern. In anderen Fragestellungen sollten sie ihre Meinung über Reformen des Gesundheitssystems übermitteln oder sich über Flughafensicherheit äußern. In keinem der Fälle wurde den jungen Studienteilnehmern allerdings mitgeteilt, welche offizielle Stelle dafür zuständig ist. Beim Auswerten der Ergebnisse stellten die Forscher fest, dass insgesamt nur in der Hälfte aller Fälle der richtige Adressat gefunden wurde.

Laut Grossklags ist es ein Trugschluss, dass junge Erwachsene generell eine natürliche Begabung für alle Nutzungsmöglichkeiten von Computern hätten: "Sie kennen sich vielleicht in einigen Bereichen und in den sozialen Netzwerken aus. Aber das bedeutet nicht notwendigerweise, dass die jungen Leute wissen, wie sie per Internet an Politik teilnehmen können." Dies habe verschiedene Ursachen – einerseits außerhalb der digitalen Welt, andererseits in der Handhabung der Computer selbst. So fehlte vielen Probanden nicht nur die Kenntnis, wie Regierungsstellen arbeiten und wie sie strukturiert sind. Außerdem änderten die Teilnehmer nur ganz selten ihr anfängliches Suchmuster, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Als zusätzliches Hindernis erwies sich, dass Regierungs-Webseiten und Internet-Auftritte sozialer Netzwerke nur ganz selten unter den ersten Ergebnissen von Suchmaschinen auftauchen. Diese Plätze sind zumeist von kommerziellen Anbietern belegt. Daran sind die Regierungsorganisationen nach Analysen der Wissenschaftler allerdings nicht ganz unschuldig. Denn die Angebote seien nicht auf Interaktivität und Dialog ausgerichtet, sondern lediglich auf das Verbreiten von Informationen.

Dies erinnert wiederum an eine Problematik, die von Webdesignern bei vielen Homepages deutscher Firmen bemängelt wird: Auch diese orientieren sich häufig an der Struktur des Unternehmens, sind von "innen heraus" konzipiert – können aber vom User von außen oft genug nicht intuitiv verstanden werden.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: Penn State University


 

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