Zwei Besiedlungswellen für Amerika
Vor 17.000 bis 15.000 Jahren, nach dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, kam eine Gruppe von Menschen vermutlich von der Ostküste des heutigen Russlands über Beringia nach Nordamerika. Beringia war eine Landmasse, die sich am nördlichen Abschluss des Beringmeers, der heutigen Beringstraße, befand und eine durchgängige Landbrücke bildete, die Amerika und Asien verband. Die Einwanderer folgten auf dem amerikanischen Kontinent der eisfreien pazifischen Küstenlinie und besiedelten allmählich Nord-, Mittel- und Südamerika.
Rätsel aufgegeben haben den Forschern aber immer wieder die stark unterschiedlichen Sprachen und Ethnien, die in der gesamten amerikanische Urbevölkerung zu finden waren. Das Forscherteam um Ugo Perego und Antonio Torroni von der Università di Pavia hat nun mit Hilfe genetischer Analysen ein neues Szenario entwerfen können: Es habe, so die Forscher, zwei oder mindestens zwei große Wanderungswellen gegeben. Beide kamen über die Beringia. Doch während die eine sich dann südwärts wandte, strömte die andere Richtung Rocky Mountains, Kanada und Alaska.
"Als Columbus 1492 die Amerikas erreichte, zog sich die uramerikanische Besiedlung bereits von der Beringstraße bis nach Feuerland", erklärt Torroni. "Diese Urbevölkerungen wiesen bereits eine außerordentliche sprachliche und kulturelle Vielfalt auf. Diese Vielfalt führte zu ständigen Diskussionen unter den Fachleuten über Ursprünge und Beziehungen der Ureinwohner untereinander." Ohne die Annahme mehrerer früher Einwanderungswellen seien die immensen sprachlichen Unterschiede in den Sprachen der Urbevölkerungen nicht zu erklären.