Zweckfreies Spiel war schon vor Jahrtausenden so wichtig wie Religion
Es komme häufig vor, dass bei archäologischen Grabungen Artefakte gefunden würden, die sich offenbar nur auf Spiele beziehen ließen und die die Forscher deshalb nicht so recht gewürdigt hätten, beklagt Elke Rogersdotter von der Göteborgs Universitet. "Sie wurden als harmlose Zeitvertreibe und als weniger bedeutsam für die Forschung betrachtet, oder sie wurden unter rituellen Aspekten umgedeutet oder als Statussymbole angesehen."
In der Stadt Mohenjo-daro, die vor 4000 Jahren etwa 500 Jahre lang von etwa 35.000 Menschen bewohnt war, wurden bei Ausgrabungen zahlreiche Spielmaterialien gefunden, darunter zahlreiche Würfel und Spielsteine. Jeder zehnte Fund war ein spielbezogener Fund und die Spielmaterialien waren auch nicht in der Stadt verstreut, sondern lagen in Haufen beieinander. Rogersdotter schließt daraus, dass es in Mohenjo-daro besondere Orte gab, in denen gespielt wurde. Die Forscherin glaubt aber nicht, dass es religiöse Stätten waren, an denen bestimmte Spiele üblich waren. Vor allem die Menge des Spielmaterials spreche dagegen, sagt sie. "Hätte man nur wegen sozialer und religiöser Rituale gespielt, hätte nicht so viel Spielmaterial die Zeiten überdauert", erklärt sie. "Eben diese zahlreichen Spielmaterialfunde sehe ich als Beleg dafür an, dass das Spiel immer ein wesentliches Bedürfnis im menschlichen Leben war und ist."
Die Spielmaterialien in Mohenjo-daro sind allerdings nicht die ältesten der Welt. Sie sind hier nur in großer Zahl gefunden und in bestimmten Clustern (Haufen) gefunden worden. Die ältesten Nachweise menschlichen Spiels stammen aus der Jungsteinzeit, und zwar aus dem südwestlichen Iran und der Levante. Die Spielüberreste, die Archäologen dort gefunden haben, ähneln dem Mancala, einem Spiel mit zwei Reihen von Mulden und Spielsteinen, das unter verschiedenen Namen bis heute in ganz Afrika bekannt ist.