Zukunftsorientierte Menschen leben gesünder

Wer sein Leben zumindest ein paar Wochen im Voraus im Blick hat, lebt gesünder als jemand, der nur im Hier und Jetzt lebt
Manhattan (USA) - "Lebe jeden Tag so, als wäre er dein letzter" - empfehlen manche psychologischen Ratgeber. Möglicherweise ist aber genau diese Strategie gesundheitsschädlicher als ein Leben, das zumindest die nahe Zukunft mit einbezieht. Dies berichten amerikanische Forscher in einer empirischen Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Personality and Individual Differences". Sie empfehlen deshalb unter anderem: In Therapien und Kuren wie Diäten oder Raucherentwöhnungen sollte einbezogen werden, was für ein Zeitperspektiven-Typ jemand ist, damit die Therapie darauf abgestellt werden und effektiver sein kann.

"Wenn Sie jemand sind, der lieber eine größere Belohnung in der Zukunft bekommt als eine kleine Belohnung sofort, dann sind Sie eher ein Zukunftstyp als ein Gegenwartstyp", erklärt James Daugherty von der Kansas State University. "Dann ist es wahrscheinlicher, dass Sie ins Fitnessstudio gehen und weniger wahrscheinlich, dass Sie rauchen und Alkohol trinken."

Daugherty und sein Kollege Gary Brase hatten Studenten im Durchschnittsalter von 19 Jahren befragt, um ihre Zukunftsorientierung und ihr Gesundheitsverhalten zu untersuchen. Studenten, so die Forscher, haben ihr Leben ja vor sich und müssten im Prinzip zukunftsorientiert sein. Die Wissenschaftler wollten wissen, ob es auch in einer per se zukunftsorientierten Gruppe noch individuelle Unterschiede in Bezug auf die Haltung zur Gegenwart und Zukunft gibt und wie sich dies auf das Gesundheitsverhalten auswirkt. In Fragebögen stellten sie Fragen wie "Was ist Ihnen lieber: sofort 35 Dollar zu bekommen oder 35 Tage später 45 Dollar?" Außerdem sollten sie ihre Zustimmung oder Ablehnung zu Aussagen äußern wie "Meine gegenwärtige Zufriedenheit oder mein Wohlbefinden opfere ich gern für noch mehr Wohlergehen in der Zukunft". In einer weiteren Erhebung zum Gesundheitsverhalten wurden die Studenten zu ihren Frühstücksgewohnheiten, zu ihrem Nikotinkonsum und zum Sporttreiben befragt. Es zeigte sich, dass diejenigen, die sich im ersten Fragebogen zukunftsorientiert gezeigt hatten, regelmäßiger frühstückten, weniger oder gar nicht rauchten und regelmäßig Sport trieben.

Die Forscher sehen in ihren Erkenntnissen ein großes Potenzial für Kuren und Therapien, in denen Menschen einen bisherigen, gesundheitsschädlichen Lebenswandel ändern können. "Menschen, die sehr gegenwartsorientiert sind, können ihr Leben eher zum Besseren ändern, wenn die Belohnung unmittelbar folgt", erklärt Brase. "Wenn so jemand eine Diät unter ärztlicher Aufsicht macht, könnten die Ärzte oder Therapeuten vorher seinen Zeitperspektiven-Typ ermitteln und darauf die Kur aufbauen, damit sie möglichst wirksam ist."

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Quelle: Gary Brase, James Daugherty; Personality and Individual Differences, Januar 2010, im Druck


 

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