Yeti-Haare sind doch keine

DNA-Analysen zeigen, dass die bisherigen Fundstücke nicht von unbekannten Menschen- oder Affenarten stammen, sondern von Bären, Rindern, Pferden und anderen Tieren
Gigantopithecus blacki, eine ausgestorbene Primatenart könnte nach Ansicht einiger Kryptozoologen als Yeti überlebt haben (Modell aus dem San Diego Museum of Man).
Gigantopithecus blacki, eine ausgestorbene Primatenart könnte nach Ansicht einiger Kryptozoologen als Yeti überlebt haben (Modell aus dem San Diego Museum of Man).
© Daderot, derivative work Jan Kameníček / Creative-Commons (CC0 1.0), http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Oxford (Großbritannien) - Augenzeugenberichte, Fotos und Filmaufnahmen reichen nicht aus, um die Existenz von Yetis oder Bigfoots zu beweisen. Dagegen würden Knochenfunde oder andere Gewebeproben der umstrittenen Kreaturen wissenschaftliche Untersuchungen mit eindeutigen Aussagen ermöglichen. Jetzt hat ein internationales Forscherteam die DNA von 36 Haarproben analysiert, die angeblich von großen, behaarten Primaten aus asiatischen und nordamerikanischen Gebirgsregionen stammen. Auch der Bergsteiger Reinhold Messner hatte Material zur Verfügung gestellt. In zwei Fällen entsprach die DNA-Sequenz der einer prähistorischen Form von Eisbären. Alle anderen Proben ließen sich eindeutig verschiedenen Arten von bekannten, heute lebenden Säugetieren zuordnen, berichten die Forscher im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B”.

„Es ist wichtig zu bedenken: Das Fehlen eines Beweises beweist nicht, dass es keinen gibt“, schreiben Bryan Sykes von der University of Oxford und Kollegen. Ihre Untersuchungsergebnisse könnten die Existenz unbekannter Primaten weder ausschließen noch bestätigen. Nur soviel lässt sich mit Sicherheit sagen: Das untersuchte Material lieferte keinerlei Hinweise auf eine noch nicht entdeckte Primatenart. Bisher gab es nur zwei Veröffentlichungen zu DNA-Analysen angeblicher Yeti-Haarproben. In beiden Fällen stammten die Funde von Huftieren.

Sykes und seine Mitarbeiter erhielten insgesamt 57 Haarproben, die meisten davon aus den USA und Russland. Nach einer Voruntersuchung schlossen sie zwei Proben von der weiteren Bearbeitung aus, da es sich dabei zum einen um pflanzliches Material und zum anderen um Glasfasern handelte. Das Material von 36 ausgewählten Haarproben wurde gründlich gereinigt, um kontaminierende DNA zu entfernen. Nur in 30 Proben war DNA enthalten. Mit Hilfe der PCR-Methode vervielfältigten die Forscher einen für alle Säugetiere typischen DNA-Abschnitt des Erbguts, dessen Sequenz Rückschlüsse auf die Spezies oder Gattung zulässt. Für die Zuordnung nutzten sie bekannte DNA-Sequenzen aus Gendatenbanken.

Demnach stammten jeweils vier Proben von Rindern, Pferden oder Hundeartigen, zehn Proben von Bären und die übrigen von anderen Tierarten und einem (modernen) Menschen. Bei den Bären handelte es sich sechsmal um den Amerikanischen Schwarzbär (Ursus americanus) und zweimal um den Braunbär (Ursus arctos). Die zwei übrigen Proben – eine aus dem indischen Ladakh, die andere aus Bhutan – lieferten ein überraschendes Ergebnis: Ihre DNA-Sequenz war keiner heute lebenden Säugetierart zuzuordnen. Sie stimmte aber exakt mit der DNA aus dem 40.000 Jahre alten Fossil eines Eisbären (Ursus maritimus) überein. Das goldbraune Haar aus Ladakh hatte ein Jäger vor 40 Jahren einem erlegten bärenartigen Tier entnommen, das sich auffallend aggressiv verhalten haben soll. Das rotbraune Haar aus Bhutan wurde in 3.500 Metern Höhe an einem „Yeti-Lagerplatz“ gefunden. Die Forscher vermuten in diesen Fällen entweder eine unbekannte Bärenart oder Unterarten des Eisbären mit unterschiedlicher Fellfärbung. Möglich seien auch Kreuzungen zwischen Braunbär und Eisbär.

Sogenannte Kryptozoologen – Forscher, die angeblich ausgestorbene oder noch unbekannte Tierarten aufspüren wollen – sollten sich nach Ansicht der Autoren darauf konzentrieren, nach Knochen-, Haut- und Haarproben zu suchen. Dank der DNA-Technologie könnten damit klare Ergebnisse über deren Herkunft erzielt werden. Dagegen lasse sich die Existenz unbekannter Kreaturen mit Fotos von Fußspuren, Videoaufnahmen, Erlebnisberichten und Legenden nicht beweisen.

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